Jetzt habe ich etwas Zeit auch meinen Senf dazu zu geben. Einiges wurde natürlich von Euch schon erwähnt.
Grundsätzlich habe ich festgestellt , dass ein dickwandiger , also schwerer , Lauf gleichmässiger und präziser schiesst , als ein leichter , dünnwandiger .
Ausserdem wird er auch nicht so schnell warm/heiss , was das Schwingungsverhalten ja auch mit verändert .
Nicht umsonst bauten z.B. die Amerikaner Benchrest - Rifles , die teilweise über 20 kg wogen . Die wurden allerdings , wie der Name schon sagt , nicht von der Schulter geschossen , sondern auf eine Bank aufgelegt .
Eine Waffe mit kleinem Kaliber könnte nun sehr wohl auch mit einem wesentlich dünneren Lauf gebaut werden , er wäre immer noch genügend stabil . ( Schau mal die Wandstärke einer Trommel an - die hält auch ! )
Die Gesamtwaffe würde dann aber schon recht besch... aussehen ...
Bei den grosskalibrigen ( militärisch oder jagdlich verwendeten ) Waffen ist aber immer noch zu bedenken , daß die ja getragen werden mussten , weshalb ein zu hohes Gewicht contraproduktiv war und ist , auch wenn der Rückstoß dann deutlich moderater ausfallen würde .
Alles anzeigen
Die Dicke der Läufe hat sich früher aus der geringeren Festigkeit des
Materiales ergeben. Erst als die Materialien eine bessere Festigkeit aufwiesen,
konnten die Läufe dünner gefertigt werden. Allerdings war da der Kunde den
Hemmschuh, denn viele Kunden trauten den dünneren Läufen nicht und bestellten
weiterhin dickwandige.
Bei Scheibenbüchsen machen sich die von Enfield genannten Schwingungen sehr
stark bemerkbar. Besonders wenn mit kleinen Kalibern und einem Langgeschoss
geschossen wurde.
Des Weiteren wurde bei Scheibenbüchsen sehr lange dickwandige Läufe
verwendet, da durch die Masseträgheit ein Pendeln im Ziel geringer ausfiel und
der Rückschlag schon etwas aufgefangen wurde. Die Benchester mit Vorderladern,
habe die Masse für das satte liegen der Büchse und weniger für die Schwingungen
verwendet.
Wobei Enfield mit dem Vergleich der Revolvertrommel nicht ganz richtig
liegt, denn diese Wandungen konnten erst realisiert werden als die Materialien
auch dazu im Stande waren.
Bei den jagdlich geführten Büchsen hat man sich oft den geschweiften Lauf zu
Nutze gemacht. Im hinteren Bereich war der Lauf dickwandig, um den druck
aufzunehmen. Vorne war er wieder dickwandiger, um die Masseträgheit zu bekommen
und in der Mitte dünnwandiger, damit sie noch gut geführt werden konnte.
Bei den militärischen Waffen kam es nicht auf Präzision an. Somit spielte
die Masseträgheit auch keine Rolle und sie mussten ja auch tagelang
mitgeschleppt werden. Allerdings benötigten sie eine entsprechende Länge um die
Pieken und andere Lanzenwaffen zu ersetzen. Man darf nicht vergessen,
dass die damaligen Militärs anders dachten.
Und genau dort liegt das Problem :
Die Ladung wird , ggf bereits durch das ZH , nach vorne gedrückt , bis etwas verzögert die Ladung zündet ( Nachbrenner ) . Die Druckwelle knallt mit voller Wucht auf die Vorlage , wird dabei teilweise reflektiert und kollidiert dann mit den immer noch nachströmenden Gasen , was einen sprunghaften Gasdruck ergibt .
Dummerweise zerlegt es einen Flintenlauf meistens dort , wo die Stützhand den Vorderschaft hält ... nix gutt !
Um das von Enfield genannte Problem zu realisieren müssen aber schon recht
viele unglückliche Zufälle zusammenkommen. Zum einen reicht ein normales
VL-Zündhütchen kaum aus um ein Langgeschoss oder eine gepflasterte Kugel im
Lauf zu bewegen. Und wenn es so wäre, liegt diese Bewegung im mm Bereich. Das
wird nie zu einer Laufsprengung führen, maximal, gerade bei recht weichem
Laufmaterial zu einer Aufbauchung. Das von Enfield beschriebene Phänomen mit
dem Gassprung wäre typisch für Nitropulver.
Ich habe noch keinen VL-Flintenlauf gesehen, der im Bereich der Haltehand
gerissen wäre. Entweder drückt es durch das Gewinde an der Schwanzschraube,
oder der Lauf reißt dort, wo das Hindernis sitzt.
Das Bild der Mündung der Kammerbüchse (erster Beitrag) sieht aus, als wenn ein glatter Lauf nachträglich mit Zügen versehen worden wäre. Ansonsten muss man immer zwischen Armeewaffen und den Waffen der Schützen unterscheiden. Der Soldat musste sein Gewehr lange Zeit tragen können. Das setzt Grenzen beim Gewicht. Und da Armeegewehre lang sein mussten (Bajonettkampf, aber auch die Notwendigkeit, dass auch das zweite Glied der Linienaufstellung schießen konnte) ergab das Gewehre um 1,40m Länge. Und da das Gewicht begrenzt war, wurde die Wandstärke der Läufe auf das technisch notwendige reduziert, was dann zu dünnwandigeren Mündungen führte. Der Sportschütze musste sein Gewehr auf dem Stand handhaben können. Außerdem war das Gewehr kürzer als eine Waffe der Linieninfanterie und hatte üblicherweise ein kleineres Kaliber.
Laufschwingungen waren (zumindest aus der Praxis) bekannt. So wusste man, dass dickwandigere Läufe besser treffen als dünnwandige. Unter anderem deshalb wurden die Läufe geschweift; Läufe, die auf ganzer Länge die gleiche Materialstärke hatten, waren (damals) unüblich. Aber dedr gezielte Einzelschuss war keine Sache der Linieninfanterie.
Aber es kommt noch was dazu: Am Pulversack, wo der Druck am größten war, hatten auch Ordonnanzgewehre eine große Materialstärke.
Ja, so in der Art war es, wobei natürlich viele Läufe unter den Bajonettkampf gelitten haben und da sie sich durch die benötigte dünne Wandung bei den Balastungen verzogen wurden.
Laufschwingungen wurden auch durch Tests ermittelt, wobei diese Erkenntnisse nur ganz selten bei Schützenwaffen angewant wurden.
Wäre vielleicht auch was für diesen Thread, zerschundene Vorderladerläufe durch Materialfehler, falsches Laden usw. 
Materialfehler wirst Du heute als Schütze in der Form nicht mehr finden, denn die wurden in der Regel schon beim Beschuss aussortiert. Falsches Laden führt in der Regel, wenn überhaupt, "nur" zu einer Laufaufbauchung. Wenn Du z.B. das Pulver geladen hast und das Geschoss nur anstartest, vergisst es herunter zu schieben, passiert beim VL in der Regel nichts am Lauf. Auch ein VL-Lauf, der so falsch geladen wird, das Pulver und das Geschoss normal geladen, dann ein zweites Geschoss in den Lauf gesteckt und nicht nach Unten geschoben, erzeugt beim VL-Büchsenlau keine Laufsprengung, sondern nur die schon erwähnte Laufaufbauchung. So etwas ist mir von Jahren schon selber passiert. Ich habe meine Büchse Kal. 38 normal geladen, 38 Grain CH2 und ein Langgeschoss mit 235 Grain. Durch irgendwelche Ablenkung hatte ich dann über die Falchemündung noch ein zweites Geschoss angestartet. Das war dann ca. 30mm tief im Lauf. Das Beste war, ich hatte es, weshalb auch immer, nicht nach Unten geschoben. Als die Ablenkung zu Ende war, ging ich ins Ziel und drückte ab. Der Klang und Rückschlag war mehr oder weniger normal. Allerdings sah ich durch den Diopter, wie mein Korntunnel vom Lauf hüpfte. Der Schwalbenschwanz passte durch die entstanden Laufaufbauchung nicht mehr. Den Lauf habe ich etwas gekürzt und noch Jahre weiterverwendet.
Das sieht eher wie ein Fehler beim Laden aus. Nicht tief genug gesetzte Geschoss.
Wobei der gezeigte Lauf ein Nitrolauf ist, da könnten ganz ander Faktoren eine Rolle gespielt haben.