Historische Ausrüstung

  • Von den Resten des Originals abgenommen ?

    Zumindest die Steigung der Gewinde : genau so .

    Den genau passenden Durchmesser allerdings arbeite ich immer so lange nach , bis das Piston "gerade so" mit etwas Nachdruck in das Gewinde einzuschrauben geht . Dadurch werden die Spitzen des Pistongewindes etwas gestaucht und das Gewinde passt dann auch exakt .

    Danach lege ich das fertige Piston auf eine Platte meines Elektroherdes und erwärme es so lange , bis die Anlauffarben stimmen ( ca 300°C ) und lasse es langsam abkühlen .

    Das so gefertigte Piston meiner Ruggles-Patent-Unterhammerpistole habe ich auch exakt so nachgefertigt und das hat , ohne daß die Zündkanaldüse ausgebrannt wäre , bisher über 1500 Schüsse ausgehalten und die ZH lassen sich immer noch problemlos setzen , ist also auch nicht gestaucht .

    Wie das allerdings bei einem Gewehr mit ca 10-facher Ladung und deutlich schwererem Hahn aussieht , habe ich keinerlei Erfahrung - DIE muß ich mir erst noch erarbeiten !

    Heute ist der Erste Tag des Restes unseres Lebens - machen wir das Beste daraus ! :bud:

  • Nunja , so einen Schaft wieder herzurichten braucht schon seine Zeit , alleine schon das Finish muß sich ja zuerst einmal setzen und auch entsprechend aushärten können --- Aber , wie Ihr mich mittlerweile schon ganz gut kennt , ist meine sprichwörtliche Geduld , abzuwarten , derart begrenzt , daß ich darauf brenne , weiter zu Basteln ! ABER BITTE , lieber Lederstrumpf , fühle Dich deshalb nicht von mir zur Eile gedrängt !

    Nein, keine Angst. Unter Druck könnte ich sowas nicht machen. Und auch jeden Tag kann ich nicht dran arbeiten. Letztes Wochenende z.B. ist gar nichts passiert, weil ich von Donnerstag bis Sonntag unterwegs war.

    Aber ich kenne deine Ungeduld, mein lieber Enfield. Und habe deshalb deinen Schaft auf die Prioritätenliste #1 in der Werkstatt gesetzt. Beim Holz ist die Frage des Finishs auch entscheidend. Oft sind lange Trocknungsphasen angebracht. Und da müssen wir uns einfach in Geduld üben. Das ist eben anders als bei Metallarbeiten.

    Heute und morgen wird der Schaft gebügelt und der Riss auf der Schlossgegenseite stabilisiert.

    Lederstrumpf

  • Lederstrumpf und enfield und auch andere in diesem Unterforum: Ich lese ja als Laie mit interessierter Begeisterung mit. Möchte jetzt nur mal anmerken, dass Ihr hier nicht nur "intern" Wissen und Fertigkeiten weitergebt, sondern auch ganz generell einen Beitrag zur Erhaltung historischer Waffen für die Nachwelt leistet. Herzlichen Dank dafür! Und vielleicht steht das eine oder andere Stück von Euch auch mal in einem Museum. Wer weis ...

    Alle Menschen haben eine Wirbelsäule, aber nicht jeder hat ein Rückgrat. [Howard Spring]

  • aus Berylliumbronce neu angefertigt und gehärtet.


    Deshalb verwende ich für meine Pistons ausschließlich Berylliumbronce !

    Wir hatten vor vielen Jahren in der Firma, einen Werkzeugkasten, mit Berylliumwerkzeug ( soll angeblich funkenfrei/arm sein)..

    Wie härtet man sowas?


    Long

    P220X-Six .45ACP Gen.1 mit WS.9mm+.22lfb, S&W686 International umgebaut auf TC


    „Ich bin wie ich bin. Die einen kennen mich, die anderen können mich.“

    Konrad Adenauer

  • Menno ||, hättest du im Herbst angefragt ... da hab ich 10 m einer 40 Jahre alten (Haim)Buchenhecke platt gemacht. Is aber alles schon wech ... ;(

    Geht auch Haselnuss?

    Hat früher beim Tanzen (laut meinem Grossvater) gereicht, um die Burschen vom Nachbarsdorf "herzulassen". 😁

    Musste ja nicht immer auf "Licht aus, Messer raus" hinauslaufen.

    Haselnussstecken sind sehr bruchfest....... und eigentlich überall zu bekommen.

    ---------------
    In meinen Beiträgen verwende ich bewusst Satire, Ironie, Sarkasmus und Übertreibungen, um zu verdeutlichen. Auch ohne Kennzeichnung dieser Stilelemente sollte sich der Leser dessen bewusst sein.

    Meine Finger sind einfach nicht für eine Wischtelefontastatur geeignet :(

  • Nein , Haselnuss eignet sich nicht gut , weil es zu leicht , vor Allem aber zu biegsam ist .


    Aber mir ist eingefallen , daß ja auch noch die Einstellschraube des Stechers fehlt und so als "Faulenzerarbeit" habe ich die heute auch noch schnell gebaut :


    IMG_20240325_202713.jpgIMG_20240325_202922.jpg

    Es geht vorwärts ::happy2::

    Heute ist der Erste Tag des Restes unseres Lebens - machen wir das Beste daraus ! :bud:

  • Wir hatten vor vielen Jahren in der Firma, einen Werkzeugkasten, mit Berylliumwerkzeug ( soll angeblich funkenfrei/arm sein)..

    Wie härtet man sowas?


    Long

    Berylliumwerkzeug ist tatsächlich funkenfrei und nicht magnetisierbar , weshalb in explosionsgefährdeten Bereichen ( wie Pulvermühlen ) ausschließlich solches Werkzeug verwendet werden darf !

    Die Standardaushärtung erfolgt bei 315 °C (600 °F) für zwei bis drei Stunden. zwei Stunden für kaltverformte Legierungen und drei Stunden für geglühte Legierungen .


    Bei einem so kleinen Teil , wie einem Piston , genügen allerdings nach meiner unmaßgeblichen Erfahrung aber bereits ca 10 - 15 Minuten .

    Jedenfalls hat es bei meinen Pistons , die ich bisher gebaut habe , so immer hingehauen .

    Heute ist der Erste Tag des Restes unseres Lebens - machen wir das Beste daraus ! :bud:

  • So, die Arbeiten am Schaft gehen weiter.

    Der Riss am Panel der Schlossgegenseite wird mit Harz repariert. Damit das Harz auch in die kleinsten Ecken kommt, ziehe ich es mit einem dünnen, aber reißfesten Faden durch den Riss. Zahnseide oder wie in diesem Fall spleißbare Bogensehne haben sich hier bewährt.

    20240325_161354.jpg

    Der anschließende Druckaufbau ist im Gegensatz zu Holzleim gar nicht so wichtig, aber da der Riss später nicht allzu deutlich sichtbar sein soll, habe ich die Stelle gut verschnürt.

    20240325_162345.jpg

    Es ist zu überlegen, ob zur Stabilsierung der Schlosschraubenanlage am Holz nicht Eisenblättchen um das Schraubenloch eingearbeitet werden sollen? Einmal die Schlosschraube zu stramm angezogen und das Holz reißt wieder. Das muss Enfield entscheiden.

    Gebügelt hatte ich gestern auch ein wenig. Hier eine Stelle vor dem Bügeln:

    20240325_163757.jpg

    Und danach:

    20240325_182651.jpg

    Mit dem Bügeln übertreiben wir es aber nicht. Die Kampfspuren und das Alter darf man dem Schaft gerne ansehen. Ich denke, das ist im Sinne des Besitzers.

    Ach ja, einen weiteren Riss habe ich entdeckt. Direkt zwischen Schloss und Basküle. Den halte ich für strukturell bedenklich, deshalb wird er auch mit einer Gewindestange stabilisiert.

    20240325_182708.jpg

    Hier die Position der Gewindestange. Gebohrt wird von der Mortise der Basküle aus. Zu sehen wird davon später nichts sein.

    yvxfv.jpg

    Am Schaftholz im Piston-Bereich sieht man, dass die Büchse reichlich benutzt und offensichtlich nicht sehr häufig geputzt wurde. Zumindest in diesem Bereich. Hier fand sich eine dicke Schicht Kohle.

    Lederstrumpf

  • Vielen Dank für die ausführliche Darstellung der Restaurierungsarbeiten. Genau das schätze ich an diesem Forum so sehr: Das man jeden Tag was dazu lernen kann.

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    In meinen Beiträgen verwende ich bewusst Satire, Ironie, Sarkasmus und Übertreibungen, um zu verdeutlichen. Auch ohne Kennzeichnung dieser Stilelemente sollte sich der Leser dessen bewusst sein.

    Meine Finger sind einfach nicht für eine Wischtelefontastatur geeignet :(

  • Lederstrumpf : Wieder eine lehrreiche und interessante Dokumentation! :thumbup:

    Frage zum "Bügeln" (wenn ich das als Laie überhaupt richtig interpretiere): Mit welcher Temperatur und was nimmst Du als Überzug für das Bügeleisen? Trocken oder mit etwas Dampf?

    Danke Dir!

    P.S.: Gelegentlich versuche ich mich an der Restaurierung alter Möbel, auch daher mein Interesse.

    Alle Menschen haben eine Wirbelsäule, aber nicht jeder hat ein Rückgrat. [Howard Spring]

  • https://www.kleinanzeigen.de/s-anzeige/hainbuche-60-mm-110x12-cm-extrem-hart-nr-2781-nur-17-20-stueck/2696148983-84-8078

    Markus, wegen Ladestock. Gerade um die Ecke, aber musst halt selber bauen.

  • Lederstrumpf : Wieder eine lehrreiche und interessante Dokumentation! :thumbup:

    Frage zum "Bügeln" (wenn ich das als Laie überhaupt richtig interpretiere): Mit welcher Temperatur und was nimmst Du als Überzug für das Bügeleisen? Trocken oder mit etwas Dampf?

    Danke Dir!

    P.S.: Gelegentlich versuche ich mich an der Restaurierung alter Möbel, auch daher mein Interesse.

    Dankeschön!

    Ich benutze in meiner Werkstatt zwei Bügeleisen. Das eine ist ein antikes Rowenta, das schon mein Vater in der Schreinerwerkstatt zum Aufbügeln von Umleimern benutzt hat. Das zweite ist ein Modellbau-Bügeleisen von Graupner, ist noch funkelnagelneu. Denn meist benutze ich das alte Eisen.

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    Kein Überzug, kein Dampf, nur das Bügeleisen und ein feuchtes Leinenläppchen. Einstellung "Leinen - Baumwolle". Damit dämpfe ich Druckstellen aus dem Holz. Bei Kratzer funktioniert das natürlich nicht, nur bei Druckstellen. Außerdem benutze ich das Eisen und das feuchte Tuch, um alte Furniere und Klebestellen zu lösen. Wenn mit Glutinleimen gearbeitet wurde, geht das sehr gut. Bei Weißleim manchmal auch.

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    Wenn du noch Fragen hast, auch gerne per PM.

    Lederstrumpf

  • Schaftreport #5:

    Eigentlich ist der Schaft fertig bis auf das Finish. Alle von mir entdeckten Risse wurden stabilisiert. Fehlen eventuell noch die Scheiben auf der Schlossgegenseite. Da werde ich diesbezüglich mit Enfield sprechen.

    Der Schaft glänzt aber auch ohne Finsh schon sehr schön, einfaches, aber sehr schönes Nussbaumholz!

    Je nach Lichteinfall sind Tigerstreifen in der Maserung erkennbar (das kriegt man auf den Fotos schlecht eingefangen).

    Die Farbe passt ganz gut, allerdings ist der Ansatz am Hinterschaft sehr gut zu sehen. Aber weniger durch den Farbunterschied, mehr durch die völlig andere Masserung. Ich will jetzt hier aber nicht so sehr abdunkeln, wie es vorher war. Dann würde man vom Holz nicht mehr viel sehen. Die Reparaurstelle ist alt und gehört deshalb zur Geschichte des Gewehrs.

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    Lederstrumpf

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