Gewerbliche Wiederlader in Deutschland?

  • Hallo,

    Ich habe mal eine ganz allgemeine Frage: Lohnt es sich, als gewerblicher Wiederlader einzusteigen? Bin ursprünglich Elektroinstallateur und möchte auch aus gesundheitlichen Gründen umsatteln. Ich bin bereits seit 30 Jahren im Schützenverein und fast ebensolange auch Wiederlader.

    Was brauche ich da eventuell für weitere Schulungen?

    Danke im Voraus für Eure Tips.

    Gruß

    Quigley 1874

  • Bin ursprünglich Elektroinstallateur

    Bist Du schon selbstständiger Unternehmer, ist Dir der Aufwand rund um das Geschäft klar?

    Willst oder musst Du dann davon leben oder soll es noch ein Hobby auf einer rechtlich sicheren Basis bleiben.

    Über erforderliche Schulungen kann dich die zuständige Behörde und Berufsgenossenschaft aufklären.

    Ob es sich finanziell lohnt? Gerade Leute die wiedergeladene Munition kaufen machen das meist aus Kostengründen, da herrscht oft die Meinung dass das was für ander WL Hobby ist auch bei Dir nichts kosten darf. Der Jäger der auch einen höheren Preis als die Kaufmunition für die optimal abgestimmte Patrone zahlt wird die Ausnahme bleiben.

    Das Finanzamt erwartet nach einer gewissen Anlaufzeit Gewinne, Auto, Waffen zur Erprobung, Wettkampfteilnahme zur Werbung auf Firmenspesen ohne Gewinn geht nur kurze Zeit.

  • Quigley 1874

    Einiges wurde ja oben schon genannt. Ich würde mich auch an deiner Stelle an die Behörde wenden und vorher das SprengstoffG noch einmal explizit lesen.

    Grundsätzlich musst du von jeder Charge, die du verkaufst eine Versuchsserie zur DEVA oder einam Beschussamt schicken, bevor du die abgibst. Das ist neben den Anforderungen aufgrund des Gewerbebetriebes der größte Unterschied zu §27 Schein und dem Wiederladen für den Eigenbedarf. Daher lohnt es sich auch nur, wenn du größere Charge fertigen und verkaufen kannst.

    D.h. am Ende musst du gucken, welchen Kundenkreis du für solche Munitionssorten generieren kannst und dir dann überlegen, ob sich dafür der Aufwand lohnt.

    Derjenige, der nur mal auf 300m schießt, gibt das Geld für die Munition (in den kleinen Mengen) von dir sicher nicht aus. Der kauft dann weiterhin ne Schachtel Surplus und schießt einfach auf ne große Scheibe...dann trifft der auch die Zehn.

    Gruß

    Frank

    ---- BDMP ---- DSB ----- ProLegal ---- German Rifle Association ---- DJV ----

    "Ein Grüner ist erst dann zufrieden, wenn er einem anderen Menschen etwas verboten hat!"

  • Nicht nur das, auch der Ablauf der Herstellung muss entsprechend mal geprüft werden und es muss neben jeder Charge von der immer ein paar Patronen Gasdruck gemessen werden müssen auch der komplette Ablauf protokolliert werden.

    Die Herstellung von Kleinserien ist also sehr kostenintensiv, wenn die Verkaufs-Preise nicht höher als bei Fabrikmunition des gehobenen Preissegmentes sein sollen ist der Spielraum um damit noch Gewinn zu erwirtschaften nicht besonders gross.

  • der eigentliche Vorteil des selbst Wiederladens die Abstimmung der Munition auf die eigenen Waffen fällt bei grösseren Serien für verschiedene Kunden fällt beim gewerblichen Wiederlader auch weg. Jäger wo spezielle Munition auch mit höherem Preis vermarktbar ist kaufen häufig keine grossen Mengen sind so interessant als Kunden auch nicht. Die Kosten beim verschicken von kleinen Mengen wenn Verkauf vor Ort nicht geht sind inzwischen wegen Gefahrgutaufschlag auch recht hoch geworden. Sportschützen achten wegen den i.d.R. grösseren benötigten Mengen logischer weise mehr auf dem Preis sind also so interessante Kunden i.d.R. auch nicht.

    In der aktuellen Gesetzeslage kann ein gewerblicher Wiederlader eigentlich nur in Nischensegmenten und Kalibern welche von den grossen Fabrikherstellern nur ungenügend abgedeckt werden seinen Platz finden. Die Möglichkeiten dort Gewinn zu erwirtschaften dürften recht begrenzt sein.

    Einen gewerblichen Wiederlader den ich persönlich kannte hat das auch nur als Ergänzung gemacht, das eigentliche Geschäft bei ihm war der Handel mit Pulver- und Wiederladeartikeln. Inzwischen ist er allerdings verstorben.

  • Ich kenne in USA keinen reloader der nur Munition wieder ladet.

    Alle machen das neben ihrem main business.

    Wenn du es nur zum Spaß machst und finanziell nicht auf einen profit angewiesen bist sollte es kein Problem sein.

    Solltest du allerdings dein Lebensunterhalt damit bestreiten müssen sieht die Sache schon anders aus.

    Hast du die Bandbreite über 1000 Schuss pro Stunde zu produzieren?

    Mit Hobby reloading equipment kommst du nicht weit.

    Das internet hat alle info die du benötigst, mit etwas English Kenntnissen findest du dann auch antworten zu all deinen Fragen.

    Black Guns Matter

  • man muss halt immer bedenken als privater Wiederlader kann man nicht nur bessere Munition und Munition auf die eigenen Waffen und Bedürfnisse abgestimmt herstellen und dabei natürlich auch Kosten sparen, ABER die Zeit die man dafür braucht darf man natürlich nicht rechnen! Das ist ein Hobby im Hobby.

    Genau das geht als gewerblicher Wiederlader nicht. Man hat gewerblich durch die gesetzlichen Auflagen nicht nur deutlich höhere Kosten, wenn man die wiedergeladene Munition verkaufen will, sondern man muss auch noch einen Stundenlohn erwirtschaften … das ist nicht so trivial … und wenn man mit entsprechenden Profiwerkzeug in der gleichen Zeit mehr Masse machen will als privat ist das so easy auch nicht wenn die Qualität und die Sicherheit der Munition nicht leiden soll …

  • Hallo an Alle...danke für Euren Input.

    Gerade zu den gesetzlichen Bestimmungen habe ich im Internet nur schwammige Aussagen bekommen.

    Generell würde ich mich eher auf Spezialkaliber, auch mit Schwarzpulver, die es nicht einfach zum Kaufen gibt stürzen (z. B. 11,15x60R, 45-120., verschiedene Feuerstutzen und ähnliches), aber der Aufwand, jede Charge offiziell prüfen zu lassen, scheint hier doch sehr hoch.

    Ist das denn so vogeschrieben, JEDE Charge checken zu lassen, oder nur wenn Komponenten verändert werden?

    Ich hätte es als Vollzeitbeschäftigung gedacht, brauche aber keine mehrere 1000€ im Monat.

    Grüße

    Quigley 1874

  • Gerade zu den gesetzlichen Bestimmungen habe ich im Internet nur schwammige Aussagen bekommen.

    Frag' mal bei deiner örtliche IHK nach. Da müsstest du eh hin für einen Fachkundenachweis.

    (Nicht verwechseln mit dem Sachkundenachweis).

    Dann brauchst du eine waffenrechtliche Munitionshandelserlaubnis und eine sprengstoffrechtliche Genemigung für Laden und Wiederladen. Geeignete Örtlichkeiten sowieso.

    Kurz durchgerechnet ... brauchst du für 1.000 € Nettoverdienst rund 35 - 40.000 € Umsatz p.M. .

    Das wird schwer werden. ::(

  • Ich hätte es als Vollzeitbeschäftigung gedacht, brauche aber keine mehrere 1000€ im Monat.

    Will dir die Sache nicht schlecht reden, prophezeie aber das es brotlose Kunst wird.

    Kannte mal einen Wiederlader der in früherer Zeit für einige Schützen und Jäger aus meinem Umfeld hier geladen hat. Selbst war er auch Schütze der allerdings nur sporadisch schoss. Sein Bestreben war es, durch die Patronen die er für andere lud, sein eigenes Schießen wie die Gerätschaften mitzufinanzieren. Und selbst das gelang nur leidlich. Und er lud "unter der Hand", da floss nix vom Gewinn ins Staatssäckel oder an Versicherungen.

    Deine Idee mit den Sonderpatronen ist schon okay. Da gäbe es noch mehr Beispiele für.

    Hast du denn schon Käufer bzw. Interessenten, oder musst du die erst noch finden?? Nach meiner Erfahrung haben viele der "Habenwoller" nämlich einen Igel in der Tasche und wollen noch handeln.

    Dann musst du Hülsen, Geschosse, Pulver und Zünder noch kaufen. In Zeiten wie Diesen ein teures Unterfangen. Geschosse und insbesondere Zünder haben Preissteigerungen heftiger wie Benzin hinter sich. Falls man sie überhaupt bekommt. Mit all Dem gehst du in Vorkasse.

    Rechnet man die erforderlichen Genehmigungen dazu und irgendwann auch mal Steuern, legst du besser die Hände in den Schoß und baust Patronen für dich selber.

    Hat noch einen Vorteil: keiner jammert dir die Ohren voll das es an deiner Munition liegt das er so schlecht trifft.

    "Life is hard; it's harder if you're stupid."

    John Wayne

  • Es gibt welche die sich in der Szene inzwischen einen Namen gemacht haben. Einer ist Willi Mintert aus Erwitte. Angefangen hat er mit der Herstellung von Blei-Geschossen. Er blieb stetig am Ball, verkauft inzwischen Waffen im eigenen Ladengeschäft, bietet verschiedene andere Dienstleistungen rund um den Schieß- insbesondere Westernsport an. Apropos Sport, seine Preise für von ihm geladene Munition sind auch recht sportlich. Für 50 Patronen .38-40 oder .44-40 lobt er stolze 69 Euro aus. Und da ist der Versand noch nicht bei. Holla die Waldfee. Kann mir kaum vorstellen das sowas jemand kauft. Scheinbar schon, sonst wären die nicht im Programm.

    Was ich sagen wollte: d e r macht seine Geschosse selber. Braucht man die nicht kaufen, ist es von großem Vorteil.

    Solche Sachen müssen mit der Zeit wachsen und gut durchkalkuliert sein. Und, für den gewerblichen Wiederlader gilt was für aĺle Selbständigen gilt: selbst,- und ständig.

    "Life is hard; it's harder if you're stupid."

    John Wayne

  • Der Ansatz mit den Sonderkalibern ist Fluch und Seegen zugleich!

    Auf der einen Seite ist das sicher eine der Lücken, in die man mit einem solchen Geschäft einsteigen kann, auf der anderen Seite führen diese Sonderkaliber auch immer zu besonderen Einstiegskosten (Matrizen) und erfordern besondere Kunden, die es oft nicht in der Breite gibt und die dann auch keine 10.000 Schuss für Ihr Schätzchen kaufen, sondern vielleicht einmalig 250 oder 500.

    Ich schließe mich da Mühlenbracher bracher vollumfänglich an: Das kann schon klappen, aber einfach wird es nicht und eine sehr gute Markrecherche, sowie genaue Planung wohin die eigenen Investitionen fließen, damit auch mal Geld zurückkommt, sind da im Vorfeld unerlässlich.

    Gruß
    Frank

    ---- BDMP ---- DSB ----- ProLegal ---- German Rifle Association ---- DJV ----

    "Ein Grüner ist erst dann zufrieden, wenn er einem anderen Menschen etwas verboten hat!"

  • Der hat aber auch geladen..

    Zumindest suggerierte das sein Auftritt bei den Steelbuddys als er die Munition für Michaels Longrange Gewehr geladen hat und sie tatsächlich einen Pokal geholt haben auf den ersten Anlauf..

    Zumindest kam das in der Show so rüber..

    :saint:

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