- Offizieller Beitrag
Rifles gehören nicht hierher?
Na ja, kommt darauf an! Wenn man jene aus der Fabrikation von Oliver Winchester meint, muss
ich zustimmen. Aber war da nicht auch noch eine unabhängige Stadt Winchester im Frederick County/Virginia? Recht berühmt, weil sie im Bürgerkrieg
nicht weniger als 72mal den "Besitzer" gewechselt hat? Wenn ich mich recht entsinne, entstanden in diesem Winchester bereits in der Steinschloss-Ära Gewehre!
Das gezeigte Gewehr trägt die Signatur "J. Lauck", was führ John Lauck (1790 - 1826) steht. Schon dessen Vater Simon Lauck (1760 - 1815) war Büchsenmacher
gewesen, ebenso John's jüngerer Bruder William (1794 - 1875).
Zugegeben, das Schloss ist zugekauft, es stammt aus den Händen der McKim & Brother in Baltimore.
Von dieser Büchse gibt es dazu leider kein Foto, aber die McKim's waren nicht ganz unbekannt, hier
das der Stempel am Schloss einer Pistole.
Der Lauf des Gewehrs ist 40,125" lang, im Kaliber 48", gerade - sprich nicht geschweift. Es entstand zwischen 1810 und 1815, neben den
Messing-Beschlägen trägt es 8 Inlays aus Silber. Unüblich für einen derartig "kurzes" Gewehr: Der Ladestock wird durch 4 Halterungen fixiert.
Auch der Lauf selbst ist durch 4 Laufkeile gesichert, die beidseitig durch Inlays umrahmt sind - was nicht nur hübsch ist sondern auch das
Schaftholz - aus Ahorn - schützt.
Abgesehen von der durchaus noblen Ausführung, die mit der Oberklasse der PA-Rifles durchaus mithalten kann, aber keineswegs so überdreht
ist wie manch andere Virginia Rifle. Somit nicht nur ein interessantes, sondern wirklich auch ein sehr schönes Stück seiner Gattung.
Ob die Form der Patchbox etwas aussagt weiß ich offen gestanden nicht, die Formen
sind ein buntes Sammelsurium von aus PA bekannten Elementen. Gänsebümchen: Lancaster, die Piercings
der Seitenteile: York, die vordern Piercings: Bedford, ..., ..., ... - Jedenfalls sehr gut gearbeitet. Die Gravuren sind
typisch für "Southern Rifles".
Für mich interessant: der Kamm der Schaftkappe ist ähnlich der Büchsen der Northampton County
Schule nicht aufgesetzt, sondern in den Kolben eingelassen. Was man ausserhalb von Northampton
bei Büchsen nicht so häufig findet, wenn auch bei - insbesondere englischen - Flinten durchaus üblich.
Wenn auch in einer völlig anderen Form, meist sehr lang und durch einen Dorn sowie einem horizontalen
Stahlstift gesichert.
Wenn man das Gewehr Live sehen will, ausgestellt ist es in einem - wieder einmal - KUNST Museum,
dem MESDA, - Museum of Early Southern Decorative Arts.
Nur weil ansonsten nicht mehr zu sagen ist: John Lauck arbeitete ab 1815 übrigens in der Werkstadt seines Vaters,
die dieser ihm vererbt hatte, ein Ziegelbau in der Loudoun Street/Winchester. Ebenso erhielt er dessen Satz an
Büchsenmacher-Werzkzeugen, - die entsprechende Liste ist erhalten.
besten Gruß
Werner