Gefahr von explodierenden Pulverflaschen

  • Im „New Sporting Magazine“ Band 3 von 1843 habe ich auf den Seiten 330 bis 332 einen Leserbrief abgedruckt gefunden „A Few Hints for Young Sportsmen upon the Approaching Shooting Season“ (https://books.google.de/books?id=LgA8A…agazine&f=false)

    Der Schreiber weist darin auch auf die Gefahr der Explosion von Pulverflaschen hin. Als die sicherste Art einer Pulverflaschem abgesehen davon, dass man das Pulver in einzelne Laderöhrchen (auf der einen Seite Pulver, auf der anderen Seite Schort oder Geschoss) abfüllt, wäre eine Pulverflasche mit einem Patentverschluss, und einem extra Laderöhrchen, das vor dem Laden des Laufs gefüllt wird.

    Ich weiß nicht, ob dieser Mechanismus, wie er bei dem abgebildeten Pulverhorn verwendet wurde, der Vorstellung des Leserbriefautoren entspricht. Zufällig ist mir dieses Pulverhorn vor einiger Zeit zugelaufen. (Mechanismus funktioniert, nur das Horn wurde schon von Insekten angefressen)

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    Diese Variante eines Kopfs einer Pulverflasche/eines Pulverhorns scheint ziemlich selten zu sein, obwohl absolut ungewöhnlich. Im Riling sind zumindest 2 Pulverhörner mit diesem Mechanismus abgebildet (z.B. die Nr. 1173 und 1181) Auch ein paar Metall-Pulverflaschen mit diesem Mechanismus habe ich gefunden (Nr. 1393, 1403, 1407, 1408, 1410, 1416). Mit dem Patentschutz war das damals wohl noch nicht so gut, denn bislang habe ich sowohl englische, wie auch französische Hersteller gefunden. Wie bei Pulverflaschen/ -hörnern üblich, sind aber die meisten der Flaschen ohne Herstellermarke.


    Angeboten werden die wohl eher selten und dann bei Händlern zu durchaus stozen Preisen (https://www.bolk-antiques.nl/inventory/misc…95-euro-1149772; https://www.bolk-antiques.nl/inventory/misc…25-euro-1954199) Wobei ich die aufgerufenen Preise der Händler für absolut überzogen halte.

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    In meinen Beiträgen verwende ich bewusst Satire, Ironie, Sarkasmus und Übertreibungen, um zu verdeutlichen. Auch ohne Kennzeichnung dieser Stilelemente sollte sich der Leser dessen bewusst sein.

    Meine Finger sind einfach nicht für eine Wischtelefontastatur geeignet :(

  • Am folgenden Bild kann man deutlich sehen, dass man versucht hat, den Patentverschluss (Verschlussschieber zwischen dem Ober- und Unterteil) noch mal sicherer zu machen, indem das Pulver in ein angelenktes Meßröhrchen gefüllt wird, dieses Meßröhrchen zum Laden vom Pulvervorrat weggeschwenkt wird, und dann erst das Pulver in den Lauf geschüttet wird. man kann wohl annehmen, dass der Pulvervorrat ausreichend abgeschirmt sein sollte, wenn das Pulver im Röhrchen gezündet werden sollte.

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    Meine Finger sind einfach nicht für eine Wischtelefontastatur geeignet :(

  • Ich bin jetzt nicht DER Fachmann für dieses Thema, da ich noch nie mit Steinschlosswaffen geschossen habe. Aber m.W. ist doch das Laden der Waffen direkt aus einem solchen Behältnis ohnehin verboten, oder? Benutzt werden dürfen solche Fläschchen eigentlich doch nur zum Befüllen der Pulverpfanne. Wie könnte es dabei zu einer Explosion der ganzen Flasche kommen?

  • Das hat weniger mit Kunstoffkleidung zu tun, vielmehr mit Rest klimmende Partikel auf der Pfanne oder im Zündloch.

    Deswegen wurden im MLAIC ja auch besondere Zündkraut Behälter vorgeschrieben, nach dem ein Franzose mehrere Finger beim aufschütten, des Zündkraut verloren hatte.

    Ich habe meinen Messing Zündkrautspender am hinteren Ende abgeschnitten und mit einem Stopfen verschlossen, der bei einer Zündung des Zündkraut Spender raus fliegen würde.

  • ja, Archer68

    Du kennst die aktuellen Regeln bei den deutschen Sportverbänden.

    Es geht hier aber um die Situation vor über 150 Jahren. Damal war es üblich, direkt aus dem Vorratsgefäss (Pulverflasche oder -Horn) zu laden. Man befand sich ja nicht auf einem Schießstand mit einem Ablagetisch, sondern war meist auf der Jagd irgendwo im Freien.

    Während anfangs das Pulver in einfachen Behältnissen (meist natürliche Hohlkörper wie ein Rinderhorn) mitgeführt wurde, die mit einfachen Stopfen aus Leder oder Holz verschlossen waren, und die Ladung mit einem extra Röhrchen (z B. ausgehöhlte Geweihspitze) abgemessen wurde, gab es für die "besseren Leute" bald schon Pulverbehälter aus edlen Materialien.

    Musketiere führten abgemessene Ladungen in Büchschen am Bandel (Apostel am Bandelier) und den Vorrat in Flaschen.

    Für die ärmeren Leute gab es weiterhin bis zum Ende der Vorderladerzeit das Pulverhorn, oft industriell vorgeformt.

    Mit dem Aufkommen der Metallwarenindustrie gab es dann die edlen Pulverflaschen auch für das Bürgertum und die Mittelschicht.

    Und bald gab es auch patentierte Verschlüsse, mit denen man halbwegs sicher eine ausreichend genaue Pulvermenge abmessen und laden konnte. Die wurden nicht nur auf Metallflaschen montiert, sondern auch mit billigerem Horn kombiniert.

    Kupfer und Messing waren teuer, und damit gab es die Billigversionen bei denen für den Flaschenkörper verinktes oder verzinntes Blech verwendet wurde.

    Da war die Explosionsgefahr natürlich durchaus nicht zu verleugnen. Aber mit so einer modernen Pulverflasche konnte man auch angeben, und gab Signale an die Mitmenschen.

    So lange der Büchsenspanner oder Jagdgehilfen für das Laden zuständig waren, war die Explosionsgefahr durch eine Pulverflasche kein wichtiges Thema. Aber der Bürger liess sich seine Sport-Sachen nicht hinterher tragen. Er betrieb ja den Jagdsport, und fehlende Finger an der linken Hand waren nicht sehr vergnüglich.

    Die Pulverflasche mit Dosiermechanismus war ja auch ein bequemes Produkt. Man konnte mit einer Hand das Pulver abmessen und die Ladung in den Lauf schütten.

    Wer sich den einfachen Verschluss mit oben liegender Feder ansieht, kann sich gut vorstellen, dass das Pulver in der Flasche nur ungenügend von der Ladung im Dosierröhrchen getrennt ist. Entzündet sich das Pulver im Disuerröhrchen, kann die Flamme leicht auf den Pulvervorrat durchschlagen.

    Deshalb wurden verschiedenste "Sicherheitsprodukte" entwickelt do auch der Patentverschluss in den verschiedensten Varianten. Der Verschlussschieber liegt zwischen 2 Öffnungen. Damit erfolgt die Abdichtung nach oben und unten. Davon gibt es wie gesagt einige Varianten, z.B. mit innen liegender oder außen liegender Feder.

    Bei dem gezeigten "Hörnchen" ist ein sogenannter Patentverschluss mit einem angelenkten Pulvermeßröhrchen kombinert was die Scherheit des doppelten Verschlusses mit einer separaten Dosiereinheit verbindet.

    Dahinter stehende Überlegung: Wenn aus dem angelenkten Röhrchen das Pulver in den Lauf gefüllt wird, und diesrs Pulver entzündet werden sollte, dann kann die Flamme nicht direkt in die Flasche durchschlagen20211124_131301.jpgoben: einfacher Verschluss

    Unten: zerlegeter Flaschenkopf mit Patentverschluss

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    In meinen Beiträgen verwende ich bewusst Satire, Ironie, Sarkasmus und Übertreibungen, um zu verdeutlichen. Auch ohne Kennzeichnung dieser Stilelemente sollte sich der Leser dessen bewusst sein.

    Meine Finger sind einfach nicht für eine Wischtelefontastatur geeignet :(

  • Das hat weniger mit Kunstoffkleidung zu tun, vielmehr mit Rest klimmende Partikel auf der Pfanne oder im Zündloch.

    Deswegen wurden im MLAIC ja auch besondere Zündkraut Behälter vorgeschrieben, nach dem ein Franzose mehrere Finger beim aufschütten, des Zündkraut verloren hatte.

    Ich habe meinen Messing Zündkrautspender am hinteren Ende abgeschnitten und mit einem Stopfen verschlossen, der bei einer Zündung des Zündkraut Spender raus fliegen würde.

    Hallo

    Welche sind da jetzt aktuell vorgeschrieben?

    Weiß das jemand. Oder genügt es wenn der Messingspender hinten mit einem zb. Gummipfropfen verschlossen ist.

    LG

  • Sicherheitstechnisch halte ich es für absolut ausreichend, wenn ein Gummi oder Korkstopfen hinten angebracht ist. Zudem ist es ratsam, einen der kleinen Zündkrautspender zu verwenden.

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    Meine Finger sind einfach nicht für eine Wischtelefontastatur geeignet :(

  • Sicherheitstechnisch halte ich es für absolut ausreichend, wenn ein Gummi oder Korkstopfen hinten angebracht ist. Zudem ist es ratsam, einen der kleinen Zündkrautspender zu verwenden.

    Ja mir würde ja diese Lösung auch ausreichen, aber wenn man international Wettbewerbe schießt, muss er bestimmte Anforderungen erfüllen wenn ich mich nicht irre.

  • Ich hatte mit meiner hinten abgeschnittenen und mit einem Plastik Stopfen, verschlossener Messing Zündkrautspender weder 2018 noch 2019 bei MLAIC Veranstaltungen Schwierigkeiten.

    Stifters Gunflint bietet sie auch für Internationale Wettbewerbe so an .

    DSB ? habe ich keine Ahnung.

  • Historische Pulverbehältnisse sind in jedem Fall ein interessantes Sammelgebiet.

    :thumbup: :thumbup: :thumbup: :thumbup: :thumbup: :thumbup: :thumbup:

    Pulverflaschen und Pulverhörner sind interessante kulturhistorische Zeugnisse.

    Man schaue sich beispielsweise die Motive auf den Metallflaschen des Sujets Jagd an20191121_131645.jpg.

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    Meine Finger sind einfach nicht für eine Wischtelefontastatur geeignet :(

  • Greenhorn 1. Dezember 2021 um 17:59

    Hat das Label von Historisches auf Zubehör geändert.

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