Wertgegenstand

    • Offizieller Beitrag

    Anbei wieder einmal ein Gewehr, welches zu 100% meinem Beuteschema entsprechen würde,

    wenn ich's mir leisten könnte.

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    Eine der Büchsen, die dem "Golden Age" der Longrifle zugeordnet werden, das etwa von 1770

    bis 1820 angedauert hat. Wobei man durchaus berechtigt auch schon 'mal 10 Jahre früher beginnen

    und 10 Jahre später beenden darf, wenn man in Kauf nimmt, dass in diesen "Randzeiten" die "goldenen

    Exemplare" nicht mehr ganz so häufig waren. Weil sie anfangs nur von einer Handvoll Büchsenmacher

    gefertigt wurden, bzw. am Ende bereits günstige Massenware mehr gefragt war.

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    Immer wieder interessant (für mich) zu sehen ist, wie unterschiedlich die Gewehre ein und des

    selben Büchsenmachers in ihrer Ausführung sein können, auch wenn identische Komponenten

    verwendet werden.

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    Die Kontur der einzelnen Komponenten der Arbeiten der bekannten Büchsenmacher

    ist nahezu identisch, dennoch sind die Gewehre mitunter sehr nobel gefertigt, dann wieder

    als schlichtes, "glattes" Gebrauchsgewehr, oder eben irgendwo dazwischen.

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    Die Beschläge kamen so oder so aus der Schublade, zugekauft, oder auch selbst gegossen, mitunter auch

    Arbeitsteilung benachbarter Büchsenmacher, - einer fertigte die Schloss-Gegenplatten, einer die Abzugsrahmen,

    einer die Schaftkappen - und es wurde getauscht. Was auch zum gemeinsamen Erscheinungsbild der Gewehre einer

    Schule beitrug.

    MO05.jpg

    Welches Holz verwendet wurde, hing dann wieder vom Kundenwunsch ab. Der Rahmen erstreckte sich

    von noblen stark gemaserten Tigerahorn, noblen Walnuss- oder Kirschholz, bis hin zu glatten, unscheinbaren

    Ahorn Latten, auf denen man nicht selten mit breiten Pinseln, aus denen alle paar Milimeter Borsten vollständig

    herausgeschnitten wurden, unter Anderem mit "Sattelbeize" die Tigerstreifen handgemalt hat.

    MO06.jpg

    Der einzige Unterschied zwischen den noblen Gewehren eines guten Büchsenmachers, und seinen

    einfacheren Exemplaren war also der Umstand, ob und wie aufwändig die Beschläge graviert und das

    Schaftholz mit Verschneidungen versehen wurde. Die Spanne reichte von "gar nicht" bis hin zu

    "unglaublich komplex".

    MO07.jpg

    Wobei diese Handarbeit nicht mit den eingeprägten oder bereits in der Gussform enthaltenen Verzierungen z.B. von

    Schlossen verwechselt werden darf. Das gezeigte Gewehr stammt aus der Hand eines der Künstler der damaligen

    Büchsenmacher-Szene, und stellt eine seiner einfachen Arbeiten dar.

    MO08.jpg

    besten Gruß

    Werner

    Wären Feuerwaffen verantwortlich für Gewalt und Leid, hätten die Menschen vor dem 13. Jahrhundert friedlich und glücklich gelebt.

    Das alte Testament als vielleicht bedeutendstes religiöses Werk der Geschichte erzählt schon auf der zweiten von rund eintausend Seiten die Legende vom ersten Mord der Menschheit. Keine Tat einer Waffe, sondern eine des menschlichen Charakters.

    Frieden braucht keine Waffenverbote, Frieden benötigt die Beherrschung des - jeweils eigenen - Charakters.

    Einmal editiert, zuletzt von Greenhorn (27. Oktober 2021 um 10:54)

    • Offizieller Beitrag

    Nicht ganz schwer zu erraten, die gezeigte Büchse stammt aus der Hand von John Moll. Bleibt die Frage: Welcher denn? Vater Johannes Moll wohl nicht, der verstarb 1794, das Gewehr entstand 1818. Bleibt der Sohn oder der Enkel, also John Moll II (1773 - 1863) und dessen Sohn John Moll III (auch John Moll Jr., 1796-1883). Ich tippe mehr auf John Moll III, aber das ist Spekulation, 1818 waren beide in Northampton County aktiv.

    MO09.jpg

    Dass auch beide nicht nur das Büchsenmacher-Handwerk perfekt beherrschten,

    sondern auch die Northampton County Bauweise in der Ausprägung der Moll/Rupp/Neihard

    Tradition darf als selbstverständlich angenommen werden. Wer, wenn nicht die?

    MO10.jpg

    Warum dann der Junior? Nun, der wäre 1818 gerade 22 Jahre alt gewesen,

    und so hübsch das Gewehr auch ist, es sieht mehr nach der Arbeit eines

    jungen Büchsenmachers aus.

    MO11.jpg

    Die Holz-Struktur ist aufgemalt, die Patchbox

    wird von einer einfachen Feder an der Rückseite der Schaftkappe gehalten,

    nicht von einem von oben oder unten zugreifenden Taster. Und auch die

    Gravur ist nett, sieht aber nicht nach einem Mann mit 25 Jahren Büchsenmacher-

    Erfahrung aus.

    MO12.jpg

    Hätte ich mehr Erfahrung mit den Büchsen der Moll Familie, würde diese

    Frage gar nicht auftreten, da man den tatsächlichen Erbauer der Büchse

    wohl an seiner Signatur erkennt. Dazu braucht es aber eben den Vergleich,

    und ich kenne zwar eine von Johannes Moll signierte Büchse, aber neben dieser

    keine von John II oder John III signierte.

    MO13.jpg

    Sollte die Gravur rechts vom Namen tatsächlich "No. 3" heißen, ist's

    aber eindeutig, John II hatte zu dem Zeitpunkt schon einige Büchsen

    mehr "auf dem Gewissen"!

    MO14.jpg

    Wirklich selten: auch der Ladestock des Gewehrs ist 200 Jahre alt, normalerweise überleben die nicht, und

    ungebraucht sieht das Gewehr ja nicht aus. Typisch für Northampton County Rifles auch: Die Mündungskappe

    ist vorne offen und deckt das Schaftholz nicht ab.

    MO15.jpg

    Keine Ahnung für welchen Preis das Gewehr angeboten wurde, aber ich würde auf das zweite Drittel des

    fünfstelligen Dollar-Bereichs tippen.

    besten Gruß

    Werner

    Wären Feuerwaffen verantwortlich für Gewalt und Leid, hätten die Menschen vor dem 13. Jahrhundert friedlich und glücklich gelebt.

    Das alte Testament als vielleicht bedeutendstes religiöses Werk der Geschichte erzählt schon auf der zweiten von rund eintausend Seiten die Legende vom ersten Mord der Menschheit. Keine Tat einer Waffe, sondern eine des menschlichen Charakters.

    Frieden braucht keine Waffenverbote, Frieden benötigt die Beherrschung des - jeweils eigenen - Charakters.

  • Ein schönes Gewehr das durch seine relativ schlichte Eleganz besticht. Dass die Tigerstreifen aufgemalt sind erkennt man auch erst auf den zweiten Blick. Wenn ich das richtig verstanden habe, war das dann aber seinerzeit eher untere "Mittelklasse"?

    • Offizieller Beitrag

    Ein schönes Gewehr das durch seine relativ schlichte Eleganz besticht. Dass die Tigerstreifen aufgemalt sind erkennt man auch erst auf den zweiten Blick. Wenn ich das richtig verstanden habe, war das dann aber seinerzeit eher untere "Mittelklasse"?

    Die Frage ist besser als Du vielleicht glaubst! Vielleicht ist es "nur" ein "privates Meisterstück" - "Lehrabschlussprüfung", nicht auf "Schau her, was ich alles kann" sondern "Ich mache alles schnell, aber korrekt!".

    Oder ein Verkaufsgewehr und nach Kundenwunsch gefertigt. Da könnte "Mittelklasse" dann irreführen, da von der Form, den Komponenten, der Güte der technischen Verarbeitung, Handhabung, Treffsicherheit etc. keinerlei Unterschied zu einer noblen Büchse bestand. Lediglich die künstlerische Ausarbeitung unterschied sich. Und selbst da muss man vorsichtig sein, denn speziell Indianer bevorzugten aufgemalte Holzmaserung, weil sie das als persönliche, künstlerische Arbeit sahen, während man für ein schön gemasertes Stück Holz gar nichts tun brauchte. "Mittelklasse" hängt also auch davon ab, wer der Käufer war. Die Praktiker der Zeit, Natives, Waldläufer, Minutemen, etc. . sahen das wohl eher als Spitzenklasse, während die damaligen "Sammler und Angeber" eher die Nase rümpften.

    besten Gruß

    Werner

    Wären Feuerwaffen verantwortlich für Gewalt und Leid, hätten die Menschen vor dem 13. Jahrhundert friedlich und glücklich gelebt.

    Das alte Testament als vielleicht bedeutendstes religiöses Werk der Geschichte erzählt schon auf der zweiten von rund eintausend Seiten die Legende vom ersten Mord der Menschheit. Keine Tat einer Waffe, sondern eine des menschlichen Charakters.

    Frieden braucht keine Waffenverbote, Frieden benötigt die Beherrschung des - jeweils eigenen - Charakters.

  • Anhand der Bilder würde ich mir nicht viel mehr sagen trauen, als dass es mit hoher Wahrscheinlichkeit kein Original ist. Aber da hat schon jemand zugeschlagen, und so sind weitere Infos nicht zu bekommen.

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    In meinen Beiträgen verwende ich bewusst Satire, Ironie, Sarkasmus und Übertreibungen, um zu verdeutlichen. Auch ohne Kennzeichnung dieser Stilelemente sollte sich der Leser dessen bewusst sein.

    Meine Finger sind einfach nicht für eine Wischtelefontastatur geeignet :(

    • Offizieller Beitrag

    Hängt davon ab, wie man für sich den Begriff "Replik" definiert. Ich persönlich verwende "Replik" für Serienfertigungen, aber das ist reine Geschmacksache.

    Das abgebildete Gewehr ist eine durchschnittlich - sogar leicht überdurchschnittlich gut gebaute Büchse. Eher kein Bausatz, sondern entweder von der Holzlatte weg oder mit einem vorgefrästen Schaft aber ohne voreingelassene Ausnehmungen für die Komponenten gebaut. Weshalb die Beschläge frei gewählt werden konnten. Könnte die Dauphin Schule als Vorbild gehabt haben, eventuell aber auch eine sparsam ausgeführte Susquehanna Büchse darstellen. Ziemlich gleichgültig, für den Käufer sollte zählen, ob sie gut und zuverlässig schießt...!

    besten Gruß

    Werner

    Wären Feuerwaffen verantwortlich für Gewalt und Leid, hätten die Menschen vor dem 13. Jahrhundert friedlich und glücklich gelebt.

    Das alte Testament als vielleicht bedeutendstes religiöses Werk der Geschichte erzählt schon auf der zweiten von rund eintausend Seiten die Legende vom ersten Mord der Menschheit. Keine Tat einer Waffe, sondern eine des menschlichen Charakters.

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    • Offizieller Beitrag

    Mir hat v.a. der Schaft gut gefallen und der deutlich gebrauchte look. Aber ja.... ich bin ja nicht der Käufer.

    Yep! Von den Standard Schaftholz-Kategorien die Beste! Besseres gibt's nur mehr "handverlesen".

    Und auch sehr gutes Finish. Für den Preis eigentlich ein Geschenk, - wird meist etwa das Doppelte verlangt.

    Wenn also kein unsichtbarer Haken 'dran ist...

    besten Gruß

    Werner

    Wären Feuerwaffen verantwortlich für Gewalt und Leid, hätten die Menschen vor dem 13. Jahrhundert friedlich und glücklich gelebt.

    Das alte Testament als vielleicht bedeutendstes religiöses Werk der Geschichte erzählt schon auf der zweiten von rund eintausend Seiten die Legende vom ersten Mord der Menschheit. Keine Tat einer Waffe, sondern eine des menschlichen Charakters.

    Frieden braucht keine Waffenverbote, Frieden benötigt die Beherrschung des - jeweils eigenen - Charakters.

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