Perkussionsbüchse

    • Offizieller Beitrag

    Gerade bei Vorderladern gibt es Gewehre die etwas Besonderes sind, weil sie nichts Besonderes sind.

    Diese Büchse würde ich dieser Kategorie zuteilen

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    Aus meiner Sicht ist das Gewehr irgendwann in der Periode zwischen 1850 und 1880 entstanden, möglicherweise ein Gebrauchsgewehr, vielleicht auch eine Chunk Gun.

    Angeblich in Tennessee entstanden, aber da könnte man streiten. Einige Details passen, andere nicht.

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    Von den Maßen her allemal ein imposantes Gewehr. Ein 48" langer Lauf im Kaliber .50" gibt schon 'was her.

    Schöner Walnuss-Schaft in (größtenteils!) sehr gutem Zustand. Sieht man von einer Reparatur im Mündungsbereich ab.

    Die Abnutzung an den Ladestock-Halterungen würde auf ein Gebrauchsgewehr schließen lassen, andererseits kenne ich

    aber Chunk Guns die 140 Jahre alt sind und in der jährlichen Schießsaison seitdem einen Bewerb pro Woche schießen.

    Das darf schon auch Gebrauchsspuren verursachen. Vielleicht wurden die Ladestockhalterungen auch nur schräg zugefeilt.

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    Recht gut zu einer Tennessee Büchse passt der Abzug: Stecher, vorderes Züngel "kerzengerade", sieht man vom Übergang in einen

    "Halbkreis" am oberen Ende ab. Hinteres Züngel stark gekrümmt. Beide nicht sonderlich sorgfältig zugefeilt, selbst nach 150 Jahren

    noch "rau". Geschmiedeter und verlöteter Abzugsrahmen. Tennessee halt. Passt!

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    Die Gravur der Schlossplatte ist zwar nicht der Gipfel an Kunstfertigkeit, aber bei Tennessee Büchsen dennoch die Ausnahme. Was aber kein

    Indiz in irgendeine Richtung ist, Wenn man etwas ausprobieren wollte machte man es einfach. Mit den Werkzeugen umgehen konnten die Jungs,

    ja umgehen, und eine Vorlage auf die Schlossplatte übertragen war auch keine große Sache.

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    Was mich ein wenig erstaunt ist die Rückseite des Gewehrs. Der Kolben ist richtig massiv, und die Backe erinnert mehr an Hawken Rifles

    oder diverse deutsche Jägerbüchsen, nicht aber an Tennessee Büchsen. Nur - Für Chunk Gun Bewerbe baute man sein Gewehr üblicherweise

    selbst, nach eigenem Geschmack - und ohne große Rücksicht auf Schul-Regeln die in der Gegend ohnehin niemanden interessierten.

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    Eigentlich sollte sich das Rätsel einfach lösen lassen, denn das Gewehr ist signiert.

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    Bloß fange ich mit der Signatur so gar nichts an. Weshalb das "rätselhaft" vorerst noch überwiegt.

    Jedenfalls aber ein hübsches, schlichtes Gewehr!

    besten Gruß

    Werner

    Wären Feuerwaffen verantwortlich für Gewalt und Leid, hätten die Menschen vor dem 13. Jahrhundert friedlich und glücklich gelebt.

    Das alte Testament als vielleicht bedeutendstes religiöses Werk der Geschichte erzählt schon auf der zweiten von rund eintausend Seiten die Legende vom ersten Mord der Menschheit. Keine Tat einer Waffe, sondern eine des menschlichen Charakters.

    Frieden braucht keine Waffenverbote, Frieden benötigt die Beherrschung des - jeweils eigenen - Charakters.

  • Greenhorn 11. Oktober 2021 um 09:49

    Hat den Titel des Themas von „PerkussionsbüchseEs gib“ zu „Perkussionsbüchse“ geändert.
  • Danke für dieses Beispiel. Zeigt mir, dass die Klassifizierung in Schulen doch ein später erfundenes Instrument zur Klassifizierung ist.. Warum sollte sich ein Kunde im 19. Jahrhundert um "Schulstandards" kümmern, die erst später erfunden wurden?

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    In meinen Beiträgen verwende ich bewusst Satire, Ironie, Sarkasmus und Übertreibungen, um zu verdeutlichen. Auch ohne Kennzeichnung dieser Stilelemente sollte sich der Leser dessen bewusst sein.

    Meine Finger sind einfach nicht für eine Wischtelefontastatur geeignet :(

  • Angeblich in Tennessee entstanden, aber da könnte man streiten. Einige Details passen, andere nicht.

    War meine erster Gedanke.

    Bin im Besitz einer Tennessee Valley Longrifle mit Perkussionszündung die in ihrem schönem Curly Maple Schaft bei mir an der Wand hängt. Erstanden in den frühen 1990ern, gebaut von einem Büchsenmacher namens Jack Garner.

    Sehe jedenfalls viele Parallelen zu der von dir hier gezeigten Büchse.

    "Life is hard; it's harder if you're stupid."

    John Wayne

    • Offizieller Beitrag

    Wirklich gute Tennessee Nachbauten sind sehr rar. Nicht so sehr, weil die Gunmaker die durchaus hübsche PA-Rifles bauen können an Tennessee Rifles scheitern, sprich sie nicht zusammenbringen, sondern weil es am Markt keine korrekten Teile gibt. Außer Schwanzschrauben, die kriegt man interessanterweise mit der passenden Fahne. Aber keine Schaftkappen, keine Abzüge, keine Schloss-Gegenplatten, - und die Abzugsrahmen, ok., mit etwas tricksen kriegt man die hin.

    Nur irgendwie interessant, dass man zu PA-Rifles alles findet, zu Tennessee's nicht einmal einen vollständigen Komponenten-Satz.

    besten Gruß

    Werner

    Wären Feuerwaffen verantwortlich für Gewalt und Leid, hätten die Menschen vor dem 13. Jahrhundert friedlich und glücklich gelebt.

    Das alte Testament als vielleicht bedeutendstes religiöses Werk der Geschichte erzählt schon auf der zweiten von rund eintausend Seiten die Legende vom ersten Mord der Menschheit. Keine Tat einer Waffe, sondern eine des menschlichen Charakters.

    Frieden braucht keine Waffenverbote, Frieden benötigt die Beherrschung des - jeweils eigenen - Charakters.

  • Oh, dann happy Birthday, Jack und weiterhin gute Besserung!

    Als Hommage an Jack hier ein paar Bilder meiner Tennessee-Rifle von ihm.

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    neu-3.jpg  DSC04311.JPG

    Das Steinschloss habe ich vor Jahren eingebaut. Ursprünglich war ein Perkussionsschloss verbaut. Ja, mittlerweile weiß ich auch, dass die Beschläge gegossen und nicht geschmiedet sind. Außerdem wusste ich beim Schlossumbau und Anpassung der Paneele noch nichts davon, dass die Paneele nicht immer parallel sein müssen. Hab ich alles hier im Forum gelernt, mea culpa.

    Lederstrumpf

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