• Offizieller Beitrag

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    Robert Adams (1810-1870) war ein britischer Waffenschmied, der 1851 den ersten kommerziell erfolgreichen Double Action

    Revolver entwickelte. 1854 folgte ein zweiter DA-Revolver, 1866 kam der nach dem Patent von Lieutenant Frederick E.B.Beaumont

    verbesserte 3. Adams Perkussionsrevolver auf den Markt.

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    Nachdem die Konstruktionen von 1851 und 1854 reine Double Action Waffen gewesen waren, ermoglichte der "Adams-Beaumont"

    das händische Spannen des Hahns und damit zusätzlich den Single Action Betrieb. Mit dem Caliber .442" (54 bore) war der Revolver

    mannstoppend und bei den Offizieren sehr beliebt. Gegenüber dem in London produzierten Colt bevorzugt, da Colt in London

    1851 Navies herstellte, die dem Adams diesbezüglich natürlich unterlegen waren.

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    Ein Aspekt der bei der Bewertung dieser Waffen gerne übersehen wird: Unabhängig von der zu der Zeit gültigen Doktrin waren

    Schusswaffen im Denken der erfahreneren Offiziere damals Sekundärwaffen, links getragen, Hauptwaffe war eine Hieb und Stichwaffe.

    Denn - gerade einmal ein Jahrzehnt vor der Auslieferung dieser Revolver waren die nach Regierungs-Ausschreibung produzierten

    Handfeuerwaffen noch einschüssige Perkussionspistolen, weitere 5 Jahre davor noch einschüssige Steinschloss-Pistolen. Also die

    "letzte Reserve", mit der nach einer Sekunde Nutzung praktisch nichts mehr anzufangen war. BA004.JPG

    Natürlich war jedem klar, dass ein Revolver anders zu bewerten ist, dies aber auch in den Instinkt zu kriegen, die vertraute

    Waffe zugunsten der neuen Schusswaffe in die zweite Reihe zu verbannen wollte erst einmal ins Gefühl bekommen werden.

    Verzichten wollte auf den Revolver aber niemand, und immerhin waren die Adams Revolver ausreichend erfolgreich um dafür

    zu sorgen, dass Sam Colt sein Londoner Werk schließen ließ.

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    Betrachtet man diese Ereignisse in London, mutet es wie Ironie an, dass die Massachusetts Arms Company in den USA in Lizenz

    Adams DA Revolver fertigte, in den Kalibern .36" (Navy) und .31" (Pocket). Von den 19.000 so entstandenen Massachusetts Arns

    DA-Navies kaufte die Unions-Armee immerhin 1.750 Exemplare.

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    Sam Colt lehnte DA-Revolver als unzuverlässig und gefährlich ab. So zumindest seine offizielle Meinung. Ob er tatsächlich

    so dachte ist nicht bekannt, jedenfalls entstand zu seinen Lebzeiten kein Colt DA Revolver, zumindest nicht in Serie.

    Bereits 1867 erhielt Roberts Bruder John Adams ein Patent für einen DA Hinterlader-Revolver für Zentralfeuer Patronen,

    der 1868 in Serie ging und den Beumont-Adams bei der britischen Armee ablösen sollte. Das ist aber eine andere Geschichte.

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    Persönlich bevorzuge ich die amerikanischen Perkussionsrevolver. Nicht weil sie "amerikanisch" sind, sondern weil mir die Konstruktion

    "mehr auf's Wesentliche" konzentriert erscheint. Robustere Ladepressen-Konstruktion, weniger Teile, weniger verschnörkelte Linienführung.

    Dennoch mehr Geschmack als sachliche Bewertung, denn: Ernst zu nehmen waren diese britischen Revolver allemal!

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    besten Gruß

    Werner

    Wären Feuerwaffen verantwortlich für Gewalt und Leid, hätten die Menschen vor dem 13. Jahrhundert friedlich und glücklich gelebt.

    Das alte Testament als vielleicht bedeutendstes religiöses Werk der Geschichte erzählt schon auf der zweiten von rund eintausend Seiten die Legende vom ersten Mord der Menschheit. Keine Tat einer Waffe, sondern eine des menschlichen Charakters.

    Frieden braucht keine Waffenverbote, Frieden benötigt die Beherrschung des - jeweils eigenen - Charakters.

  • Wer sich über die frühen Adams-Revolver in einer zeitgenössischen Quelle informieren möchte: Die Dreh- u. Repetirpistolen oder die sogenannten Revolvers - Google Books

    Ansonsten lagen die Unterschiede zwischen den Revolvern von Colt und Adams nicht nur bei SA/DA, sondern zusätzlich in der Trommelverriegelung. Die Revolver von Adams waren bei den Offizieren auch deshalb beliebter als die von Colt, weil sie Kaliber .45" und damit eine größere "stopping power" als die Colt-Revolver (Kaliber .38") hatten. Zwischen 1853 und 1856 war der Krim-Krieg, der Bedarf an Waffen zur Selbstverteidigung war bei den Offizieren sehr hoch.

    Hier noch zwei zeitgenössische Zeichnungen (aus "Kriegshandfeuerwaffen", Band 2, von Cäsar Rüstow:

    Rüestow_1864_Adams_1.jpg

    Rüestow_1864_Adams_2.jpg

    • Offizieller Beitrag

    Die Revolver von Adams waren bei den Offizieren auch deshalb beliebter als die von Colt, weil sie Kaliber .45" und damit eine größere "stopping power" als die Colt-Revolver (Kaliber .38") hatten.

    Nicht ganz, sammler ! Sondern "nur teilweise".

    Colt's erster erfolgreicher Revolver war bekanntlich der Walker in .44", soweit ich weiß bis in die 1920er der "stärkste Revolver überhaupt" (nur nicht erhältlich, da nur rund 1100 Stück entstanden), es folgte 1847 der Dragoon, in 3 Modellen, alle auch in .44", auch stärker als der Adams, und bis 1860 quasi "State of the Art", wenn auch schwer.

    Bloß - Dragoons hätten importiert werden müssen, während die Colt Fabrik in London Navies, also Revolver in .36" herstellte. Und diese für die Briten "zu Hause" entstehenden Colts waren eben, wie Du schreibst, den Offizieren zu schwach. Verständlicherweise, immerhin verwendete auch das amerikanische Militär vorrangig .44"er, also Dragoons und später 1860 Army's.

    Danke für den Google Books Link! :thumbup:

    besten Gruß

    Werner

    Wären Feuerwaffen verantwortlich für Gewalt und Leid, hätten die Menschen vor dem 13. Jahrhundert friedlich und glücklich gelebt.

    Das alte Testament als vielleicht bedeutendstes religiöses Werk der Geschichte erzählt schon auf der zweiten von rund eintausend Seiten die Legende vom ersten Mord der Menschheit. Keine Tat einer Waffe, sondern eine des menschlichen Charakters.

    Frieden braucht keine Waffenverbote, Frieden benötigt die Beherrschung des - jeweils eigenen - Charakters.

  • Es ging bei meiner Aussage nur um die Colt-Revolver, die in der Londoner Fabrik gefertigt und damit schnell und problemlos für die britischen Offiziere zugänglich waren.

    • Offizieller Beitrag

    Es ging bei meiner Aussage nur um die Colt-Revolver, die in der Londoner Fabrik gefertigt und damit schnell und problemlos für die britischen Offiziere zugänglich waren.

    Das hatte ich Eingangs schon erwähnt, nur hatte ich halt optimistischer Weise vorausgesetzt, dass soweit bekannt ist dass "Navy" die Kaliberbezeichnung für .36" ist. Egal, - Alles Gut. Doppelt hält besser... :P

    besten Gruß

    Werner

    Wären Feuerwaffen verantwortlich für Gewalt und Leid, hätten die Menschen vor dem 13. Jahrhundert friedlich und glücklich gelebt.

    Das alte Testament als vielleicht bedeutendstes religiöses Werk der Geschichte erzählt schon auf der zweiten von rund eintausend Seiten die Legende vom ersten Mord der Menschheit. Keine Tat einer Waffe, sondern eine des menschlichen Charakters.

    Frieden braucht keine Waffenverbote, Frieden benötigt die Beherrschung des - jeweils eigenen - Charakters.

  • Was für mich anfangs , als ich anfing , den Beaumont - Adams zu schießen , gewöhnungsbedürftig war , ist , wie unglaublich hoch die Laufseele und erst recht die Visierung über der Hand zu liegen kommt .

    Daran habe ich mich aber ziemlich schnell gewöhnt , wurde ich doch mit einem phantastisch , auch durch das obere Griffhorn immer gleich in der Hand liegenden Griff entschädigt , bei dem sogar eine große Hand Platz für den kleinen Finger hat .

    Außerdem kann ich problemlos mit meinem TDC-Zündhütchensetzer zündern , was v.A. bei etwas niedrigeren Temperaturen nicht zu verachten ist .

    Ein Detail sollte aber auch nicht unerwähnt bleiben :

    Bei Colt/Remington etc. ist die Transportklinke ja am Hammer angelenkt ; der nach hinten durch das Piston entweichende Gasstrahl kann , weil die Klinke ja im Eingriff steht , diesen daher auch nicht nach hinten drücken , was ( theoretisch ) früher oder später zu einer gestauchten Klinke führen kann ( timing ! )

    Beim Adams , Tranter etc. hingegen ist diese Klinke am Abzug befestigt , der Hahn kann also beim Schuß nach hinten "ausweichen" und somit auch nicht gestaucht werden , außerdem kann bei einem Versager , sofern der Abzug nicht inzwischen losgelassen wurde , nochmals gespannt werden , ohne die Trommel weiter zu drehen , beim zweiten Mal macht es dann mit ziemlicher Sicherheit BUM .

    In der Theorie sollte das ja nun keinen sooo großen Unterschied darstellen , in der Praxis sieht das dann aber doch ( etwas ) anders aus : Weil der Hammer des Adams/Tranter ja nachgibt , spritzen mir regelmäßig Splitter des abgeschlagenen Zündhütchens ins Gesicht , eine Schutzbrille ist daher dringendst bei der artgerechten Verwendung eines derartigen Gerätes anzuraten !

    Für mich ein unbedeutendes , wenn auch leicht störendes Detail , zumal meine bessere Hälfte immer grinst , wenn ich mit winzigen Schrammen im Gesicht nach Hause komme - ABER : Dann weiß sie auch mit Sicherheit , daß ich auch WIRKLICH Schießen war und nicht nur am Stammtisch gesessen bin ! :drink: :bud: :Braverle:

    Ich muß hier aber alle Schützen EINDRINGLICH davor warnen , einen Beaumont - Adams selber auszuprobieren ( falls sich dazu überhaupt einmal die Gelegenheit ergeben sollte ) : Spätestens nach der ersten geleerten Trommel stellt sich meist das HabenWollenVirus ein , das leider zu den unheilbaren Erkrankungen zählt .::t.ü.r::.

    Heute ist der Erste Tag des Restes unseres Lebens - machen wir das Beste daraus ! :bud:

    Einmal editiert, zuletzt von enfield (4. Oktober 2021 um 19:20)

    • Offizieller Beitrag

    Vielleicht ist es keine schlechte Idee, 'mal von vorne zu beginnen. Also beim Adams Revolver von 1851, oder auch Adams Deane Revolver. Robert Adams arbeitete als Manager für die "London Arms Manufacturers" ('Londoner Waffen Produzenten') George und John Deane, als ihm am 22. August 1851 das Patent für ein neues Revolver Design zugesprochen wurde.

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    Damit entstand der erste kommerziell erfolgreiche Double Action Revolver. Zwar habe ich diesbezüglich keine Bestätigung gefunden, aber ich vermute doch stark, dass Samuel Colts Abneigung gegen Double Action Revolvern entgegen seiner eigenen Darstellung ("Double Action Revolver sind unsicher und gefährlich") in diesem Patent zu suchen ist.

    Denn: 1851 galt Samuel Colt's Patent noch, aber der Adams Revolver verletzte dieses Patent nicht, den Colt's Patent bezog sich auf das Spannen des Systems, Transport und Verriegelung der Trommel durch das zurückziehen des Hahns.

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    Der Adams Revolver hatte nicht einmal einen Griffsporn am Hahn, regulär konnte man ihn nicht einmal zurückziehen wenn man wollte. Colt's Patent war umgangen. Vielleicht bemerkenswert: Als Colt's Patent ausgelaufen war, entstand der oben beschriebene Beaumont-Adams, der einen Griffsporn am Hahn hatte und Single Action Betrieb ermöglichte. Alles nur Zufall? Eher nicht, würde ich meinen.

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    Der Deane Adams Revolver war ähnlich stark wie der Colt Dragoon, in England gefertigt und verfügbar. Im Vergleich zum Colt hatte er sowohl Vor- als auch Nachteile. Die Feuergeschwindigkeit war in Vergleich zum Colt deutlich höher. Vielleicht nicht für den trainierten "Gunman", zu denen zählten Kavalleristen, die mit diesen Waffen ausgestattet wurden, aber nicht.

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    Dafür war der Deane - Adams weniger treffsicher, zwar war die Mechanik vergleichsweise leichtgängig, dennoch

    verriss man den Revolver durch den langen Abzugsweg. In der Praxis erwies sich die hohe Feuergeschwindigkeit aber

    als wichtiger denn eine höhere Treffgenauigkeit.

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    Ob man die "nur" fünfschüssige Trommel Nachteil betrachten muss sei dahingestellt, als störender

    wurde empfunden, dass der Revolver hinter der Trommel keinen Abdeckring hatte, daher abplatzende Pistons ungehindert im

    Gesicht des Schützen landeten. Schlimmer noch: die Pistons waren nicht gehärtet und neigten dazu, zu zerbrechen.

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    Wie in den obigen Beiträgen mehrfach erwähnt wurde der Revolver wegen seiner

    mannstoppenden Wirkung durch das große Kaliber (die Angaben schwanken zwischen

    .420" und .436") geschätzt. Im Vergleich war der in London produzierte Colt Navy

    klar im Nachteil, die Rückgänge der Verkaufszahlen veranlassten Sam Colt, sein

    Werk ln London zu schließen.

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    Besten Gruß

    Werner

    Wären Feuerwaffen verantwortlich für Gewalt und Leid, hätten die Menschen vor dem 13. Jahrhundert friedlich und glücklich gelebt.

    Das alte Testament als vielleicht bedeutendstes religiöses Werk der Geschichte erzählt schon auf der zweiten von rund eintausend Seiten die Legende vom ersten Mord der Menschheit. Keine Tat einer Waffe, sondern eine des menschlichen Charakters.

    Frieden braucht keine Waffenverbote, Frieden benötigt die Beherrschung des - jeweils eigenen - Charakters.

    2 Mal editiert, zuletzt von Greenhorn (5. Oktober 2021 um 16:39)

  • Auch in Germanistan sind Revoöver nach Baumont Adams hergestellt worden.

    Das hier ist ein solcher Revolver, gebaut bei der Firma Heym in Thüringen:

    HH_47_LotNo_1029_Nachbau_Beaumont_Adams.jpg

    Einen solchen hatte ich mal zerlegt und wieder zusammen gebaut. Dabei bin ich ganz schön ins Schwitzen gekommen, ist halt kein Colt. Wir wollten Schusstests machen und dann Artikel für DWJ bzw. Visier schreiben. Ich hatte schon passende Kugeln besorgt. Leider kam es dazu nicht, weil sich der Besitzer lieber auf Safaris in Afrika rumgetrieben hat und sich nicht mehr meldete.

    Aber in jedem Fall ein sehr schöner und technisch ausgesprochen aufwändiger Revolver.

    Heym-Revolver werden ab und zu bei Herrmann Historica versteigert.

    Lederstrumpf

  • Nunja - die Schloßmechanik eines Beaumont - Adams ist wirklich sehr fummelig , dafür aber auch mit unglaublicher Präzision gebaut !

    Aber die Amis konnten anscheinend durchaus auch mit etwas "spezielleren" Konstruktionen aufwarten , wie das Bild von @Ike Godsay vom Innenleben des Savage - Revolvers in thread " Starr " zeigt .

    Ganz herzlichen Dank dafür , von innen hab ich den bisher noch nie gesehen !

    Heute ist der Erste Tag des Restes unseres Lebens - machen wir das Beste daraus ! :bud:

    • Offizieller Beitrag

    Ganz herzlichen Dank dafür , von innen hab ich den bisher noch nie gesehen !

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    besten Gruß

    Werner

    Wären Feuerwaffen verantwortlich für Gewalt und Leid, hätten die Menschen vor dem 13. Jahrhundert friedlich und glücklich gelebt.

    Das alte Testament als vielleicht bedeutendstes religiöses Werk der Geschichte erzählt schon auf der zweiten von rund eintausend Seiten die Legende vom ersten Mord der Menschheit. Keine Tat einer Waffe, sondern eine des menschlichen Charakters.

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