Historische Art der Musketenpflege

  • Hallo zusammen!

    Ich weiß, das hier zu dem Thema schon viel gepostet wurde. Dennoch - da hier einige Leute sind, die sich auch mit den historischen Gepflogenheiten im Umgang mit Vorderladern auskennen, möcht ich diese fragen, wie denn damals die Soldaten ihre Musketen gereinigt haben. Oder ganz wichtig für mich zu wissen, wie pflegten sie Ihre Waffen in Friedenszeiten.

    Ich möchte nämlich, wenn iwie möglich auf diese modernen Mittel wie Ballistol etc. verzichten und meine Bess so "ursprünglich" wie nur möglich behandeln.

    Ich bitte euch, mir mit eurem Fachwissen etwas weiter zu helfen! Bin auch für weiterführende Links und persönliche Erfahrungen dankbar!

    Recht herzliche Grüsse aus dem Salzkammergut!

    Michl

    :flagge_oesterreich_animiert: "Wer einen Staat verteidigen will, muß ihn verteidigungswürdig machen" Zitat: Jean Monnet

  • Wollwachs war ein bewährtes Mittel zur Konservierung von Eisenmetallen. Wird heutzutage auch bei der Oldtimerpflege eingesetzt. Eines dieser modernisierten Produkte ist Fluid Film in der Spraydose

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    In meinen Beiträgen verwende ich bewusst Satire, Ironie, Sarkasmus und Übertreibungen, um zu verdeutlichen. Auch ohne Kennzeichnung dieser Stilelemente sollte sich der Leser dessen bewusst sein.

    Meine Finger sind einfach nicht für eine Wischtelefontastatur geeignet :(

  • Ich möchte nämlich, wenn iwie möglich auf diese modernen Mittel wie Ballistol etc. verzichten und meine Bess so "ursprünglich" wie nur möglich behandeln.

    Irgendwie entbehrt es nicht einer gewissen Komik, ausgerechnet Ballistol als "modernes" Mittel bezeichnet zu sehen.

    Tatsächlich gibt es unter den heute noch gebräuchlichen Mitteln, kaum ein "altehrwürdigeres" als Ballistol - auch wenn es natürlich nicht aus der Zeit der Musketen stammt.

    Ansonsten verstehe ich offen gesagt Deine Beweggründe nicht.

    Deine Bess ist aus heutigem Stahl und Holz, auf heutigen Maschinen gebaut, Du fährst sie vermutlich mit einem Auto auf den Stand und reinigst sie mit Wasser aus einem Wasserhahn, schießt sie mit heutigem Pulver und Kugeln aus aktueller Herstellung - wieso willst Du dann ausgerechnet bei der Pflege auf gute Mittel nach heutigem Stand der Technik verzichten ?

    :think:

    Ich überlege noch, wie ich es besser zum Ausdruck bringen könnte, daß ich zwar mit vielen Leuten hier dasselbe Hobby teile -

    aber ganz sicher nicht die Meinungen und Sichtweisen zu anderen Dingen.

  • Irgendwie entbehrt es nicht einer gewissen Komik, ausgerechnet Ballistol als "modernes" Mittel bezeichnet zu sehen.

    Tatsächlich gibt es unter den heute noch gebräuchlichen Mitteln, kaum ein "altehrwürdigeres" als Ballistol - auch wenn es natürlich nicht aus der Zeit der Musketen stammt.

    Ansonsten verstehe ich offen gesagt Deine Beweggründe nicht.

    Deine Bess ist aus heutigem Stahl und Holz, auf heutigen Maschinen gebaut, Du fährst sie vermutlich mit einem Auto auf den Stand und reinigst sie mit Wasser aus einem Wasserhahn, schießt sie mit heutigem Pulver und Kugeln aus aktueller Herstellung - wieso willst Du dann ausgerechnet bei der Pflege auf gute Mittel nach heutigem Stand der Technik verzichten ?

    :think:

    :think: Wahrscheinlich hast du recht! Stimmt eigentlich!

    :flagge_oesterreich_animiert: "Wer einen Staat verteidigen will, muß ihn verteidigungswürdig machen" Zitat: Jean Monnet

  • Manchmal sind die modernen Produkte den altbewährten nicht wesentlich überlegen; die Anwendung ist aber öfters mal einfacher.

    Der größte Vorteil liegt wohl in der standardisierten Zusammensetzung und geringeren Chargenvariation.

    Andererseits sind die modernen Waffenpflegemittel auf die Verwendung mit rauchlosem Pulver hin optimiert.

    Aber darüber, welches Pflege- oder Konservierungsmittel nun das Beste ist, kann man trefflich streiten, und da gibt es sehr lange Diskussionen im Netz.

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    Meine Finger sind einfach nicht für eine Wischtelefontastatur geeignet :(

  • Hallo zusammen!

    .....

    Ich möchte nämlich, wenn iwie möglich auf diese modernen Mittel wie Ballistol etc. verzichten und meine Bess so "ursprünglich" wie nur möglich behandeln.

     :/ ....Hmmmm, dann besteht natürlich auch ein gewisses Restrisiko, dass Deine Flinte auch auf recht "ursprüngliche" Weise den Bach heruntergehen wird. Damals verwendete man ja u.a. so lustige Sachen wie etwa Ziegelmehl zur Reinigung der Metallteile- was die Rohre ordentlich strapazierte. Auch sonst war die seinerzeitige Waffenpflege ja nicht eben dazu angetan die Waffen über Jahrhunderte zu erhalten - wie man an den wenigen wirklich gut überkommenen Stücken sehen kann. Sie sollten - damals - eben funktionieren und glänzen. Irgendwelche Sammler noch nach Jahrhunderten damit zu erfreuen stand seinerzeit glaub ich nicht im Fokus.. Weiß nicht, ob DAS auch Deine Absicht ist....Aber natürlich kann mit seinen Waffen jeder machen was er möchte.
  • Die bayerische Waffenschmiere (wurde zur Langzeitkonservierung der Metallteile verwendet) bestand aus einer Mischung von 2 Pfund weißem Wachs und 3 Pfund Olivenöl, die zusammengeschmolzen wurden.

    Die Preußen verwendeten ungesalzenes Schmalz und eine Paste, bestehend aus einem Teil Hammeltalg und zwei Teilen Olivenöl.

    Ansonsten wurde Knochen- oder Klauenöl zur Waffenpflege verwendet

  • Soll ich das Holz innen iwie behandeln? Mit Wachs oder Öl?

    Holz zu schützen, kann innen wie außen nicht verkehrt sein.

    Dazu eignet sich z.B. Leinöl oder Nußöl.

    Ich überlege noch, wie ich es besser zum Ausdruck bringen könnte, daß ich zwar mit vielen Leuten hier dasselbe Hobby teile -

    aber ganz sicher nicht die Meinungen und Sichtweisen zu anderen Dingen.

  • Soll ich das Holz innen iwie behandeln? Mit Wachs oder Öl?

    Hallo Michl,

    beim Einschäften meiner Steinschlossbüchsen und Musketen streiche ich den Lauf mit säurefreier Vaseline ein. Beim Reinigen, ob nun feldmäßig oder Zuhause (ist ohnehin kein Unterschied), läuft dann kein heißes Wasser zwischen Lauf und Schaft. Das Schloss wird dabei immer ausgebaut und die Büchse so positioniert, dass das Wasser durch das Zündloch aublaufen kann, ohne in den Schaft zu laufen. Der Lauf bleibt dabei immer eingebaut.

    Alle Metallbeschläge streiche ich auf der Kontaktseite dünn mit Vaseline ein. Vaseline hat den Vorteil, dass sie den Spalt zwischen Metall und Holz gut ausfüllt und das Eindringen von Feuchtigkeit verhindert, ohne tief ins Holz einzudringen wie Öl das tut. Geölt wird bei mir nur der Schlossmechanismus und der Lauf von innen.

    Es gibt sogenanntes Vertreichwachs, exakt für diesen Zweck. Ich habe schlechte Erfahrungen damit gemacht. Das Zeuf trocknet ein, wird brüchig und erfüllt seine Zweck nicht mehr. Vaseline ist dagegen immer beständig. Mache ich schon seit 20 Jahren so und meine Lüfe rosten im Schaftbereich nicht, auch wenn es im Reenactment regnet, die Büchse im Zelt liegt oder feldmäßig geputzt wird.

    Lederstrumpf

  • So wie ich das verstanden habe, soll man das Holz nicht mit Öl tränken, sondern man will nur einen Oberflächenschutz (neudeutsch coating) erreichen.

    Wer die Beiträge der Profi-Gunmaker z.B. im ALR-Forum ansieht, dann ist mein Fazit, dass diese den Oberflächenschutz nur ganz dünn auftragen, und überschüssiges Öl umgehend abwischen, und dann jede einzelne Schicht aushärten und trocknen lassen. Jeder der Gunmaker hat da natürlich sein Spezialrezept oder sein bevorzugtes Produkt. Ob es jetzt das Schaftöl von Jim Chambers, Tru-Oil, Gun-Stock oil & Wax Finish, CCL Traditional Gunstock oil, Scherell Gun-Stock Oil, Tung Oil, Trade Secret Rapid Oil oder einfach Walnussäl ist, oder ein anderes Produkt, ist nach meinem Erachten relativ egal (Hauptsache kein Schaftol) Auch Leinöl geht, wenn man jede Schicht gut trocknen und ausharzen lässt. Ob unter dem Lauf besser ein Wachs zum Einsatz kommen sollte, wissen andere besser als ich. Ich persönlich bin mit den Produkten von Wahkon Bay (Tru-Coat) besonders zufrieden.

    Holz, das mit Öl vollgesaugt ist, wird nicht stabiler. Also, wie gesagt, sehr sparsam auftragen.

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    In meinen Beiträgen verwende ich bewusst Satire, Ironie, Sarkasmus und Übertreibungen, um zu verdeutlichen. Auch ohne Kennzeichnung dieser Stilelemente sollte sich der Leser dessen bewusst sein.

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    Einmal editiert, zuletzt von Schwarzer Mann (3. September 2021 um 08:05)

  • Den Ratschlag von Lederstrumpf würde ich mit der Muskete in jedem Fall berücksichtigen, denn der hat da sehr viel Erfahrung, insbesondere bei Reenactment, wo die Wetterbedingungen nicht immer sonnig sind, und da ein Musketenlauf nicht wie der einer Hawken-Rifle zum Reinigen einfach ausgehakt werden kann

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  • Wäre das leichte einschmieren der Batterie mit sowas ähnlichem wie Stauferfett von Vorteil? (natürlich mit Ausnahme der Pulverpfanne und des Frizzen)

    Als Schutz und eventuell zum leichteren Entfernen des Pulverschmauchs nach dem Schiessen?

    Oder ist das eher ein Nachteil?

    :flagge_oesterreich_animiert: "Wer einen Staat verteidigen will, muß ihn verteidigungswürdig machen" Zitat: Jean Monnet

  • A) Keine gute Idee. Fett und Funken schlagen ? :( Es ist schwer genug, das Teil hautfettfrei zu halten.

    B) Fette auf Mineralölbasis sind für Schwarzpulverwaffen eigentlich ein no go.

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