Bedford County, Pennsylvania

    • Offizieller Beitrag

    Ein paar Schritte weiter westlich im Bundesstaat Pennsylvania. Entsprechend auch ein Wenig später besiedelt, aber zur Zeit des Revolutionskriegs war man

    dort bereits aktiv. Und erste Büchsenmacher siedelten sich an.

    Der in Bedford entstandene Stil, Gewehre zu bauen, löst bis heute sehr unterschiedliche Reaktionen aus. Entweder ist man begeistert, oder - freundlich

    ausgedrückt - eher reserviert ob dieser "Hockey-Schläger". In Bedford war man allerdings sehr stolz auf "seine" Gewehre, nicht nur wegen des etwas

    ungewöhnlichen Umrisses, sondern weil sie noch mehr als andernorts echte Handarbeit waren. Sprich, man verwendete kaum importiere Teile oder solche,

    die von namhaften Büchsenmachern wie Jacob Dickert in Lancaster angeboten wurden, sondern fertigte alle Komponenten inklusive eben Läufe und Schlosse

    selbst. Und das bis in die frühen 1920er Jahre.

    Das gezeigte Gewehr stammt von Jacob Stoudenour (1795-1863), der das Büchsenmacher-Handwerk beim Begründer der Bedford-County Schule Peter White erlernt hat und dessen Position übernahm, nachdem White übersiedelte.

    besten Gruß

    Werner

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    Wären Feuerwaffen verantwortlich für Gewalt und Leid, hätten die Menschen vor dem 13. Jahrhundert friedlich und glücklich gelebt.

    Das alte Testament als vielleicht bedeutendstes religiöses Werk der Geschichte erzählt schon auf der zweiten von rund eintausend Seiten die Legende vom ersten Mord der Menschheit. Keine Tat einer Waffe, sondern eine des menschlichen Charakters.

    Frieden braucht keine Waffenverbote, Frieden benötigt die Beherrschung des - jeweils eigenen - Charakters.

  • Hallo Werner,

    zum Design bzw. der Ausführung vom Schaft fällt mir nur eines ein. Warum nicht ? Für ein aufgelegt schießen auf längere Distanz könnte es sehr "entspannend" sein. Leider fehlt ja oft die Möglichkeit das man es einmal probieren könnte. Sehe ich Griffformen von späteren Revolvern, bin ich fast geneigt zu sagen das die Lauflänge sehr gut am Auge liegt bei diesem "Kolbensturz". Egal wie die unterschiedlichen Reaktionen auch sein mögen. Der steile Kolbensturz hat was. Die Ausgangslage beim einziehen in die Schulter gemessen am langen Lauf dürfte alles im Ziel halten. Scheint hier rein um eine ausgewogene Balance zu gehen. Man hat ja nie etwas unversucht gelassen. Also Kopfmässig bin ich beim halten dieser Büchse im Anschlag.

    Handle so, dass die Maxime deines Willens jederzeit zugleich als Prinzip einer allgemeinen Gesetzgebung gelten könnte.

    • Offizieller Beitrag

    Ein anerkannter Fachmann hier hat mir mal erklärt, daß diese Art Gewehre nicht an der Schulter angeschlagen werden sondern am Oberarm,,,

    Nu, bei der abgebildeten kann man sich das wohl noch aussuchen. Geschmacksache, beides möglich.

    In der Praxis zwingend der Oberarm wird's dann hier, sofern keine masochistische Veranlagung vorliegt :P

    Cheekgray.jpgbesten Gruß

    Werner

    Wären Feuerwaffen verantwortlich für Gewalt und Leid, hätten die Menschen vor dem 13. Jahrhundert friedlich und glücklich gelebt.

    Das alte Testament als vielleicht bedeutendstes religiöses Werk der Geschichte erzählt schon auf der zweiten von rund eintausend Seiten die Legende vom ersten Mord der Menschheit. Keine Tat einer Waffe, sondern eine des menschlichen Charakters.

    Frieden braucht keine Waffenverbote, Frieden benötigt die Beherrschung des - jeweils eigenen - Charakters.

  • Ein anerkannter Fachmann hier hat mir mal erklärt, daß diese Art Gewehre nicht an der Schulter angeschlagen werden sondern am Oberarm. :)

    Guten Morgen Peppo,

    das hört sich ja schon mal interessant an. Ich weiß das es solche Anschlagarten gab. Ich habe dazu immer eigene Vermutungen angestellt. Zumal man ja früher natürlich keine "Schutzbrille" hatte. Dürfte manchmal ein schöner Funkenregen gewesen sein. Ein Freund von mir schießt auch Steinschloß. ( ich demnächst ) Ich habe mal gesehen was auf dem Tischbrett am Stand wo er aufgelegt schießt für Splitter von Feuersteinen liegen. Gib mal zum besten was dir der Fachmann erklärt hat.

    Werner wird bestimmt hier noch einiges aufklären können zum "Bedford - Stil". Ich denke ja dabei an das Thema: Form folgt Funktion. Weiß es aber nicht. Auf Zeitgenössischen Bildern sieht man ja ab und zu auch mal eine Anschlagart. Vor nicht all zu langer Zeit habe ich eine Dienstanweisung der Englischen Armee durchgeblättert. Aus der Zeit der Stein und Perkussions Gewehre. Darin standen mit Zeichnungen hinterlegt nicht nur alle Kommandos beim Exerzieren, sondern auch wie im ( unwegsamen ) Gelände geschossen wird. Und was musste ich sehen ? Einen Soldaten der den Tornister als Kopfunterlage hatte. Als Gewehrauflage kennen wir das ja bis zum 1. WK. Nein er hat an einem leicht abfallenden Hang auf dem Rücken gelegen und den Tornister unter den Kopf gelegt. Den Gewehrlauf hatte er auf dem linken Stiefel aufgelegt. Um das Gewehr zu fixieren ist er mit dem Stiefelabsatz quasi in den Gewehrriemen eingestiegen wie bei einem Steigbügel. Oder wie bei einem Schießriemen nur mit dem linken Fuß. Das Gewehr lag nicht in der Schulter sondern wurde am Kolben gehalten und Richtung Ziel geschwenkt. Ich muß die Dienstanweisung mal suchen.

    Man weiß ja das wenn Richtmittel fehlten bei der Artillerie früher und insbesondere bei der Gebirgsatrillerie der Verschluß herausgenommen wurde um die Kanone mit Durchsicht durch das Rohr ( Lauf ) grob vorzurichten. Als Hilfsmittel.

    Ich lese mal hier noch etwas mit zu dem was die Fachleute hier schreiben und meinen. "Sir Greenhorn" ( darf man ihn so nennen bei so vielen Goldpokalen ) wird ja auch noch einiges auflösen können. Ostern naht. Und damit die Zeit etwas ausführlicher zu werden.

    Gruß

    Michl

    Handle so, dass die Maxime deines Willens jederzeit zugleich als Prinzip einer allgemeinen Gesetzgebung gelten könnte.

    • Offizieller Beitrag

    Nu, Spezielle Regeln gibt es für das Schießen von Longrifles nicht. Eher das Motto "Was funktioniert ist richtig".

    Ich habe fest gestellt, dass sich auch Rifles mit 48" langem Lauf gut frei schießen lassen. Die Dinger sind so clever aufgebaut, dass der Schwerpunkt meist 10-20cm vor dem Abzug liegt, womit die Lauflänge von diesem Gesichtspunkt betrachtet unwesentlich ist. Ich kenne kurze Gewehre, die deutlich mündungslastiger sind.

    Augenschutz? Selbstverständlich JA! In der Praxis verirrt sich bei einem gut gebauten zwar nur selten ein Funken in Richtung Auge, die Abschirmung an der Pfanne eines Steinschlosses funktioniert erstaunlich gut. Aber es gibt keine Garantie, und wenn's 'mal passiert ist, spielt das "Warum diesmal?" auch keine Rolle mehr.

    Die Longrifle-"Schulen" entstanden nicht aus großartigen technischen Überlegungen heraus. Irgendein Büchsenmacher war in einer Gegend eben der erste, bei dem haben Lehrlinge angeheuert und den Stil, der ihnen beigebracht wurde übernommen - nach 10-13 Jahren Lehrzeit kein Wunder. Neu zugezogene Büchsenmacher sahen, dass die Stilrichtung lokal erfolgreich war, Nachfrage herrschte, weshalb sie sie dann auch übernahmen. Und schon war eine "Schule" geboren. Schule meint in dem Zusammenhang nur "lokale Stilrichtung" nicht "Ausbildungs-" oder "Lehrstelle". Einzig und alleine "Christian's Spring" darf als echte Ausbildungsstätte betrachtet werden, dort kam es zum Beschluss, junge Männer auszubilden, und neben Berufen wie Schmied oder Tischler wurde eben auch der Büchsenmacher angeboten. In den 1760ern.

    Nun noch ein paar Bilder, die vermitteln könnte was man unter der "Hand" eines Büchsenmachers versteht.

    Ein Werk von John Stoudenour, Sohn von Jacob. Irgendwann auf Perkussion aptiert worden.

    besten Gruß

    Werner

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    Wären Feuerwaffen verantwortlich für Gewalt und Leid, hätten die Menschen vor dem 13. Jahrhundert friedlich und glücklich gelebt.

    Das alte Testament als vielleicht bedeutendstes religiöses Werk der Geschichte erzählt schon auf der zweiten von rund eintausend Seiten die Legende vom ersten Mord der Menschheit. Keine Tat einer Waffe, sondern eine des menschlichen Charakters.

    Frieden braucht keine Waffenverbote, Frieden benötigt die Beherrschung des - jeweils eigenen - Charakters.

  • Irgendein Büchsenmacher war in einer Gegend eben der erste, bei dem haben Lehrlinge angeheuert und den Stil, der ihnen beigebracht wurde übernommen -

    Da hatte ich schon mal öfter den Verdacht das es sich bei unsignierten Gewehren aus dieser Zeit die einem "Meister" zugeordnet werden wie in der Kunst um Stücke/Arbeiten handeln könnte die von den entsprechenden fortgeschrittenen Lehrligen des Meisters bzw. unter dessen Augen ausgeführt wurden. Rubens, Rembrand oder wie sie alle heissen haben ja nach neueren/späteren Erkenntnissen auch nicht alle ihre Werke vom ersten bis zum letzten Pinselstrich selbst gemalt.

    Handle so, dass die Maxime deines Willens jederzeit zugleich als Prinzip einer allgemeinen Gesetzgebung gelten könnte.

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