Angst vorm Schuss?

  • hey allerseits! vllt gibts ja hier ein paar aus der jagd-szene die das "problem" kennen:

    mein bruder hat letztes jahr den jagdschein gemacht und war total begeistert und auf wolke 7. jedes wochenende fährt er zur jagd, aber bisher hat er nur ein reh und einen fuchs geschossen.

    er hat mir vor einigen wochen gesagt, dass ihn irgendwas vom schießen abhält, dass er zwar oft die chance hat aber nicht abdrücken kann. ist es angst vorm töten? oder angst vorm versagen? er kanns mir nicht erklären. eigentlich dachte ich, er wird ein sehr erfolgreicher jungjäger, aber da war ich wohl fehlgeleitet..

    kennt ihr sowas, gerade bei anfängern? woher kommt die angst wenn man doch die jagdschule vorbildlich abgeschlossen hat und auch sonst sehr selbstbewusst ist?

  • Ich denke auch, er sollte da einfach mal tief in sich hineinhorchen und der Sache selber auf den Grund gehen.

    Hat er Angst, nicht korrekt zu treffen und somit unnötige Qual auszulösen, kann man dem vielleicht mit zusätzlichem Training im Schießkino, laufender Keiler, etc. begegnen.

    Hat er Angst vor dem Töten, ist vielleicht das Jägerdasein einfach nicht das richtige für ihn. Dann kann er es doch einfach sein lassen. Zwingt ihn doch niemand. Warum sich selbst so einen Stress machen?

  • er kanns mir nicht erklären.

    Ich würde eher sagen: Er kann es nicht in Worte fassen.

    Aber GsD ist das eine, sag' ich mal; ganz normale Reaktion für einen normalen Menschen!

    ( Raven hat's ja schon erklärt)

    Gib deinem Bruder den Tipp von mir, vorerst nur krankes oder mißgebildetes Wild zu erlegen.

    Das gibt "dem Töten" für ihn dann einen verständlichen Sinn.

    Und du brauchst nicht an deinem Bruder zweifeln, ich hab' schon viele erlebt, die anfangs genau diese "Hemmungen" hatten.

    Es ist eben etwas ganz anderes auf ein lebendes Wesen zu schießen und dessen Tod hautnah beobachten/miterleben zu können (müssen) ... als auf Pappscheiben zu schießen.

  • Um die Hemmung, den Finger krumm zu machen, einzugrenzen, sollte er doch mal im Revier gelegentlich einen sicheren Probeschuss machen.

    Dieser ist ja erlaubt. Ganz unter den Bedingungen, die er beim Ansitz ja auch vorfindet, auf einen Baumstumpf oder ähnliches schiesen.

    Vielleicht sogar in einer Situation, wo er eigentlich ein lebendes Stück schiessen könnte.

    Wenn er das kann, ist vermulich die vorher beschriebene Hemmung des Tötens.

    Geht auch das nicht, ist es vielleicht "nur" die Angst vorm Schussknall?

    Jens

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  • Ich bin 35 Jahre Jäger, und obwohl ich schon sehr viele Chancen hatte etwas zu erlegen, habe ich trotzdem nicht bei jeder den Finger krum gemacht.

    Chance ist auch nicht gleich Chance, wenn ein Stück Wild auftaucht und es Dir nicht genug Zeit lässt es anzusprechen um 100% sicher zu sein, dann ist es nicht wirkich eine Chance. Wenn ich ein Stück Wild beobachte und mir dann zu 200% sicher bin, es dann aber weil ich zu lange gezögert habe die Bildfläche verlässt, dann war es eine vertane Chance.

    Die Angst etwas falsches zu schießen und den Finger deswegen gerade zu lassen, ist nicht schlimm, und das gilt nicht nur für Jungjäger. Das selbe gilt auch wenn man sich nicht 100% sicher sein kann das Tier auch vernünftig zu treffen.

    Ist die Kugel aus dem Lauf hält sie weder Gott noch Teufel auf, sagten schon die alten Jäger. Als Jungjäger sitzt die Angst etwas falsch zu machen noch sehr tief, kenne ich aus eigener Erfahrung. War bei mir so, und bei meinem Sohn ebenfalls.

    Ich denke dein Bruder wird mit der Zeit und den Erfahrungen die er bei seinen Reviergängen macht reifen und die Angst besiegen.

    Es spielt auch keine Rolle wie viel er erlegt, Hauptsache es ist Weidgerecht und sicher.

    Ich kenne viele Jungjäger und auch ältere, die sich ständig damit brüsten wie viel sie schon erlegt haben und sich lustig über die vermeintlich "schlechteren" Jäger machen.

    Ein guter Jäger ist nicht der, der am meisten erlegt. Jagd ist kein Wettkampf und es spielt keine Rolle ob du im Jahr 10 oder 100 Kreaturen erlegst.

    IF SOMEONE HATES YOU FOR NO REASON, GIVE HIM ONE!

  • Auch ich lasse Stücke stehen. Die Entscheidung für den Schuss, - nach Betrachtung aller rechtlichen, Sicherheit, . und was ich ich alles für Betrachtungen, die einem in Sekunden durch den Kopf gehen, - Vor und während der Ansprache,.. dann entscheide ich, dieses Stück nicht.

    Ich hatte vorgestern einen guten Bock vor mir, Gut vereckt, Stangen hoch über Lauscher, aber Ende Büchsenlicht.

    Auch wenn ich ihn noch "gerade so" mit Natürlichem Licht wahrnehmen kann, - und steht, das ist ein hervorragender Vererber, der soll seine Chance bei den Geißen haben, danach ist er Beute. Was ich jetzt haben will sind Knopfer, schwache Böcke, schlechter veranlagt, die eh vertrieben würden, Schwarzkittel.

    Wenn ich zur Jagd gehe will ich auch Beute machen. Einfach nur mit der Büchs im Wald spazieren gehen, dafür ist mir die Zeit zu schade, das man nicht das kriegt was man sich vorstellt, das kommt vor, - aber nur schießen das ich was erlegt hab.. dafür nicht.

    Ich geh entweder auf ein bestimmtes Stück, oder auf das was ich wichtig ist, um den Gesamtzustand des Reviers in unserem Sinne zu haben.

    1. Schwarzkittel ausgenommen führende Stücke,

    2. Schwächere Böcke derzeit und

    3. Raubwild.

    Schmalreh schieß ich derzeit nicht.

    Bevor ich was als Schmalreh anspreche und dann doch Milch an der Spinne.. :NO::NO::NO:

    (im Wärmebildgerät fällt ne Spinne leider weniger auf als eine angesoffene Milchleiste beim Schwarzwild.)

    Manchmal vergebe ich auch Chancen, weil ich zu lange überlege oder unsicher bin. - Aber, dann ist es halt so.

    Ich schieße nur, wenn ich mir sicher bin. Im Wald ist es halt so, wenn ein Stück anwechselt, dann kann man es nicht überall schießen, sondern nur da wo man es richtig ansprechen kann, jedoch nicht auf durch Laub und Geäst teilverdeckte Stücke.. muss man halt überlegen, wenn es da oder da hingeht, dann schieße ich, sonst nicht.

  • GunSolo ich gehe seit ca. 8 Monaten 1-2 Mal pro Woche ins Revier. Das einzige, was ich bisher geschossen habe, war ein Waschbär. Habe also noch nicht so oft "abgedrückt", aber dieses eine, erste Mal war ohne Zögern und Zaudern.

    Das was du schreibst, kenne ich durchaus: Ich selber schieße nur, wenn ich das Tier in irgendeiner Weise auch verwerten kann. Deswegen habe Altfüchse mit schönem Balg momentan von mir nichts zu befürchten, auch wenn ich viele Gelegenheiten dazu hätte

    Wer Rechtschreibfehler findet, darf sie behalten

  • Eigentlich kann ich mir nur diese Erklärungen vorstellen:

    1) Angst vor dem Schießen. Lauter Knall, harter Rückschlag. Da müsste man die Ausrüstung überdenken. Gehörschutz, eine schwerere Waffe, ein kleineres Kaliber, Schalldämpfer.

    2) Angst etwas falsches zu schießen. Ansprechen ist oft problematisch. Anfangs auf Wild schießen, das leicht anzusprechen (Rehwild, Schwarzwild)

    3) Angst nicht gut zu treffen und eine Nachsuche auszulösen. Das war am Anfang mein größtes Bedenken. Insbesondere die blöden Sprüche, die dann folgen würden. Ich habe eine besonders tödliche Munition verwendet. Auch einiges an Wildbret damit zerstört. Aber ich hatte in meinem ganzen Jägerleben noch keine Nachsuche.

    4) Angst vor dem, was nach dem Schuss folgt. Versorgen des Wildes. Ich hatte mal in einem Anfall der Unbedachtheit einen großen Hirschen geschossen. Den musste ich zerlegen, um ihn Stück für Stück in den SUV zu legen. Das war wirklich blutiges Handwerk. Es hat Stunden gedauert. Ich würde so etwas nie wieder machen. Wer Hemmungen davor hat, sehe sich entsprechende youtube-Videos an und mache sich einen Plan. Zu wissen, wie man es tut, nimmt viel von der Angst.

    5) Es ist nicht jedem geben, ein Tier töten zu können. Es gibt so viele andere Tätigkeiten im Revier, dass man das Schießen auch anderen überlassen. Man macht sich dadurch nicht unbeliebt.

  • Da ich derzeit auch Überlegungen anstelle, meinen JS zu machen, habe ich diesen Thread begeistert gelesen, bis hierher.

    Was ich feststelle, und da bin ich ehrlicherweise etwas überrascht, dass alle Antworten freundlich, sachlich und ohne einen einzigen dummen Spruch kamen. Nachdem ich den Eingangspost gelesen hatte dachte ich mir zuerst, wow, das ist mutig, so offen eine solche Frag zu stellen, und hab dann mit Schlimmeren gerechnet. Aber weit gefehlt!

    Ich freue mich und sehe mich in meinem Vorhaben bestärkt. Scheint ja bei den Waidmännern einen grösseren Kodex zu geben als zwischen den Sportschützen grin-.)

    WMH!

    :drink:

    *** BdMP *** - *** BDS *** - *** IPSC ***



    :flagge_deutschland_animiert:::bayernbew::

  • Da ich derzeit auch Überlegungen anstelle, meinen JS zu machen, habe ich diesen Thread begeistert gelesen, bis hierher.

    Was ich feststelle, und da bin ich ehrlicherweise etwas überrascht, dass alle Antworten freundlich, sachlich und ohne einen einzigen dummen Spruch kamen. Nachdem ich den Eingangspost gelesen hatte dachte ich mir zuerst, wow, das ist mutig, so offen eine solche Frag zu stellen, und hab dann mit Schlimmeren gerechnet. Aber weit gefehlt!

    Ich freue mich und sehe mich in meinem Vorhaben bestärkt. Scheint ja bei den Waidmännern einen grösseren Kodex zu geben als zwischen den Sportschützen grin-.)

    WMH!

    :drink:

    Das selbe ging mir auch durch den Kopf.

    Jede einzelne Antwort von den Jägern hier ist es Wert, dem Betreffenden vorgelesen zu werden.

    Wird helfen. Ganz sicher.

    Daumen hoch an Euch Waidmänner :thumbup::thumbup:

  • Es gibt auch RiesenAlöcher unter den Weidmännern, d.h glücklicherweise sehr wenige aber die gibt’s. Wir hatten 2 davon im Revier als Gäste bzw einen als ich eingestiegen bin mit Begehungsschein... der braucht sich hier in der Gegend in keinem Revier mehr sehen lassen.

    Aber allgemein ob Jungjäger oder erfahren, hab ich sehr gute erfahrungen gemacht.

    Da sich Verfehlungen in der Szene schnell rumsprechen, tut man gut daran es gar nicht erst zu versuchen, wenn man noch irgendwo jagen gehen will.

  • ... es gibt auch RiesenAlöcher unter den Weidmännern,..

    :think:

    Und was ist mit mir?

    Ich bin kein Jäger*! Dennoch habe ich versucht, konstruktiv etwas beizutragen.

    Immerhin sind manchmal ja Inputs "von der Seite" auch nützlich...

    Und nein, jedesmal in themenfremdes Gemotze abzurutschen muss wirklich nicht sein!

    Mal nicht ständig scrollen zu müssen ist doch auch 'was!

    Jens

    (* Ich bin aber durchaus sehr jagdaffin und habe da schon eine gewisse Nähe zum Thema )

    Ich teile hier mit Euch mein Wissen und vertrete meine Meinung.
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  • Mit Ruhe und Gelassenheit, suveran du lebst in der Schweiz.. das ist nochmal was anderes.

    Das kriegt man da schon mit dem Rivella..

    Alles gut, unser Jungjäger wird das schon machen, mit der Routine und erfahrung kommt auch Beute, Es ist seine Entscheidung wann er auf ein Stück brennt

  • , suveran du lebst in der Schweiz..

    Jagdlich betrachtet sogar in Graubünden!

    Das ist etwas ganz anderes... :wall:

    10.3x60R , Patentjagd und Einzellader...

    Schon speziell!

    Jens

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  • Es gibt auch RiesenAlöcher unter den Weidmännern, d.h glücklicherweise sehr wenige aber die gibt’s.

    Oh ja Klaus, da kann ich auch ein Lied von singen. Was mir in meinen Jägerjahren so alles untergekommen ist, ist schon echt übel. Da fragt man sich wie einige überhaupt den Jagdschein bekommen haben.

    Die schlimmsten waren bei mir die Adligen, mit denen hatte ich sehr viel zu tun, da mein ehemaliger Pächter auch einer war. Wobei er aber einer der vernünftigen gewesen ist. Diese Brüder hatten weder Ahnung von Wild, noch im Umgang mit der Waffe. Was einem dann auch zum Verhängnis wurde und er sich beim übersteigen eines Weidezaunes mit geladener und ungesicherte Flinte die Rübe weg geblasen hat.

    Hatte auch mal einen Sportschützen ( nicht falsch verstehen, bin ja selbst einer::c.o.l) ) der mutierte als er den Jagdschein hatte zum "Schießer", also er war kein "Jäger", absolut null Respekt vor der Kreatur. Er beschoß bei mir mal ein flüchtiges Reh auf gute 250m mit einem HA der mit mehr als drei Patronen geladen war, was dann auch seine letzte Jagd bei uns war. Und von Kameradschaft auch keine Spur, was sich in purem Jagdneid wiederspiegelte wenn ein anderer mehr Glück bei der Jagd hatte.

    Das hatte ihm am Ende auch das Genick gebrochen, denn niemand wollte noch mit ihm zu tun haben.

    Wie überall, die schwarzen Schafe tummeln sich auch in der Jägerschaft. Und diese sind dann auch dafür verantwortlich das die Bevölkerung nicht immer gut auf Jäger zu sprechen ist.

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