Württembergisches Vereinsgewehr 1857 (Pedersoli): Abzug überarbeiten lassen?

  • Hallo zusammen!

    Als Neuling hier im Forum möchte ich mich erstmal kurz vorstellen.
    Ich heiße Martin, bin 38 Jahre alt und lebe im schönen Westerwald in der Nähe von Montabaur. Sportschütze bin ich seit einigen Jahren, mein Interesse liegt im Bereich Dienstsportgewehr.
    In meinem Waffenschrank stehen ein Mauser 98, Modell 1908 ("Brasilien") 7x57mm sowie ein Mauser 96 ("Schwedenmauser") 6,5x55mm.
    Meine Patronen lade ich seit geraumer Zeit selbst, und weils im Lehrgang zum Erwerb der Erlaubnis nach §27 Sprengstoffgesetz preislich kaum einen Unterschied machte habe ich den Schwarzpulverteil gleich mitgemacht und auch die Schwarzpulvererlaubnis erworben obwohl es mir zu dem Zeitpunkt nur um NC-Pulver ging.

    Naja, mein Zwillingsbruder ist Schwarzpulverschütze und er hat mich angefuchst mit dem dreckigen Stinkepulver. ^^
    Ich habe ihn jetzt einige Male auf die Schwarzpulverbahn begleitet und das Schießen mit einem Vorderlader macht mir wirklich unglaublich viel Freude.
    Neulich hat er mir gezeigt wie er seine .54er Rundkugeln gießt, super spannend das alles selbst zu machen!

    Was soll ich sagen? Er hat mich voll erwischt :D und wegen meiner Vorliebe für Ordonnanzwaffen aus dem Hause Mauser konnte es ja nur das Württembergische Vereinsgewehr 1857 (Pedersoli) werden. ^^


    Die Verarbeitung gefällt mir gut, aber du liebes bisschen, was hat Pedersoli da Fett auf die ganze Waffe geklatscht! Also erstmal zerlegt, gereinigt und mit Maß gefettet. Ich kann es kaum erwarten das Schätzchen zur Schießbahn auszuführen. :)

    Der Abzug geht nach meinem Gefühl wirklich butterweich und leicht verglichen mit den Abzügen meiner beiden Mauser, trotzdem lese ich dass der Abzug überarbeitet werden könnte/sollte.
    Da ich kein Büchsenmacher bin war der Abzug der Waffen für mich immer Tabu. Da feile und poliere ich nicht dran rum, erst recht nicht weils originale Waffen von 1900 bzw. 1911 sind, da möchte ich auch nichts vom Büchsenmacher dran ändern lassen.
    Bei der Replika hätte ich prinzipiell kein Problem damit den Abzug von einem Büchsenmacher überarbeiten zu lassen, aber ich frage mich wie so eine Überarbeitung eigentlich aussieht? Soll das Abzugsgewicht damit verringert werden? Oder der Abzugsweg? Oder würden nur die Reibeflächen aller Teile poliert werden?


    Ich freu mich schon sehr darauf einen für mich ganz neuen Aspekt im Schießsport kennenzulernen und ich glaube da bin ich als Anfänger hier bei euch bestimmt gut aufgehoben. :)

    Martin

    Gruß aus dem wilden Westen! ...ähm, Westerwald :D
    Martin

  • Servus und Willkommen aus der Obern Pfalz

    Erik - the master of desaster
    Gott hat den Menschen erschaffen, weil er vom Affen enttäuscht war. Danach hat er auf weitere Experimente verzichtet (Samuel Langhorne Clemens)

    Hab von nix eine Ahnung, aber davon besonders viel!

  • … Bei der Replika hätte ich prinzipiell kein Problem damit den Abzug von einem Büchsenmacher überarbeiten zu lassen,

    Zuerst einmal: herzlich willkommen im Club!
    Dann die Frage, was deinen Ziele sind: Wenn Du bei der DM oben "mitsingen" willst, solltest Du die ganze Waffe überarbeiten lassen, wozu der Abzug gehört, aber auch eine Bettung des Laufes.
    Wenn Dein Ziel "nur" mitmachen und Spaß an der Waffe haben ist, ist eine Abzugsüberarbeitung eventuell verzichtbar. Die Gewehre schießen auch so, wie sie aus dem Verkaufskarton kommen, sehr gut.
    Ich schieße meinen M.1857 mit 49 Grain Schweizer Pulver Nr. 3 und dem Minie-Geschoss aus der Pedersoli-Kokille USA523-547. Wichtig ist, die Geschosse vor dem Setzen gut zu fetten und vor allem zu kalibrieren. Für das Kalibrieren nehme ich die Matrize USA5415-547 Minie und kalibriere auf 13,9mm,
    Mit diesen Komponenten schießt M E I N Gewehr gut. Ob das bei Dir auch so ist, muss Du selbst ausprobieren. Es gibt auch andere Kokille, mit denen sich sehr gut treffen lässt, z.B. von Hensel.

  • Vielen Dank für euer freundliches Willkommen!

    Wenn Du bei der DM oben "mitsingen" willst

    Ich glaube mein Ziel überhaupt erstmal ein bisschen zu singen und vieleicht auf 50m auch mal einen Ton zu treffen ist vorerst ambitioniert genug. :)

    Die zur Waffe passende Kokille für Minie-Geschosse von Pedersoli (USA 302-547) ist bereits bestellt, ich erwarte in den nächsten Tagen einige Pakete mit all den Dingen die man ja sonst noch braucht, vom Putz- und Ladestock bis zu den Pulverröhrchen. Hoffe ich hab an alles gedacht... :whistling:
    Auf die Kalibriermatrize habe ich verzichtet, ich bin davon ausgegangen dass Geschosse aus der Kokille vom Hersteller der Waffe da auch rein passen. ?( Sind die Unterschiede der gegossenen Geschosse doch so groß dass ein Kalibrieren nötig ist? Laut Pedersoli-Webseite haben die Geschosse aus der Kokille einen Durchmesser von 13,89mm und wiegen 520gr. Sobald die Sachen da sind werd ich mich an den Bleikocher meines Bruders setzen und die Geschosse die rausfallen mal vermessen. Leider geht meine Pulverwaage nur bis 500 gr, Gewichtsunterschiede der Geschosse kann ich so also erstmal nicht überprüfen...

    Gruß aus dem wilden Westen! ...ähm, Westerwald :D
    Martin

  • Auch von mir erst einmal ein herzliches :wellkome: .
    Bin selber gerade erst in den BP-Bereich eingetaucht und hoffe nicht unterzugehen.... ;)
    Habe mch bisher immer gegen BP gesträubt, da ich Patronenwaffen (Westernwaffen) schieße. Aber bei einem Vorderlader ist ja nur die Kanone zu reinigen..... ::happy2::
    Das 1857er ist ein sehr schönes Teil, mir persönlich nur etwas zu kopflastig. Daher kam es für mich jetzt in den letzten Tagen bei meinem Neuerwerb nicht in Frage.

    Aber Glückwunsch. Du hast da was feines.... In Bezug auf die Nutzung sehe ich es so wie "Sammler".
    Viel Spaß hier noch im Forum.
    Grüße
    Ethan :Cowboy:

  • ich wünsche dir auch alles gute hier und Spaß mit dem Schwarzpulver zwar finde ich Gehört ein Dienstgewehr nicht gerade zu den Einsteiger Waffen, aber ok sicher wirst du schnell auch damit was treffen. Der liegende Anschlag liegt dir dann ja Eh
    Fiel Spass

  • Bestimmt gibts Vorderlader die eher einem Anfänger empfohlen werden, und seis vielleicht auch nur ein Lauf mit größerer Dralllänge für Rundkugel und Patch.
    Aber ich kenne mich: Wenn ich keine Lust auf das Gewehr habe bleibts im Schrank und das Schwarzpulver im Bunker. Und das wäre ja nicht der Sinn der Übung gewesen. :|
    Wenn ich aber Lust auf das Gewehr habe nehme ich es eher regelmäßig mit zur Schießbahn und nehme eine steile Lernkurve und anfängliche Rückschläge gern in Kauf. Ich seh das als zusätzlichen Ansporn nicht locker zu lassen bis es klappt. :thumbup:

    Gruß aus dem wilden Westen! ...ähm, Westerwald :D
    Martin

  • Hallo Martin,

    ich finde ein Dienstgewehr als erster Vorderlader ist vielleicht nicht typisch für einen Einsteiger, aber ich würde mir deswegen trotzdem keine Gedanken machen. Und wenn der Abzug nach deinem eigenen Empfinden doch schon leicht und weich läuft, dann würde ich den auch erstmal nicht überarbeiten lassen.
    Wo gehst du eigentlich immer hin schießen? Du scheinst nur so 20 Kilometer von mir weg zu wohnen.

    Schönen Abend, Timo

    Mitglied des Stammes der Kampfballistiker :indian:

  • Ja, Schwarzpulverschießen auf Kurz- und Langwaffenstand möglich. Muss halt nur ne Aufsicht mit Schwarzpulverschein da sein, das kann ich aber gern übernehmen wenn du mal vorbeischauen willst. Offene Schießzeiten für Gastschützen Sa 14-16 und Di 18-20

    Ich werd den Abzug erstmal so lassen wie er ist, aber es interessiert mich ja schon was da so alles machbar ist. Bloß übertreiben würde ichs nicht, nach der BDS Sportordnung ist in der Disziplin "Standard Perkussionsdienstgewehr" ein Abzugswiderstand von mindestens 2,5 Kg vorgeschrieben.
    @Sachs3466: Die Disziplin wird im stehenden Anschlag geschossen, das liegt mir tatsächlich eher als ein liegender Anschlag.

    Gruß aus dem wilden Westen! ...ähm, Westerwald :D
    Martin

  • 2,5 kg Abzuggewicht ? bei einem Vorderladerdienstgewehr, da wirst du aber eine neue Abzugstangenfeder anfertigen lassen müssen. Bei Internationalen MlAIC Veranstalltungen,ist kein Abzuggewicht vorgeschrieben, die meisten haben 300 bis 600 g . Pedersolis aus dem Karton haben um die 1000 bis 1200 g.
    Schaue besser noch mal die BDS Sportortnung durch, ich glaube die 2,5 kg nicht.

    Einmal editiert, zuletzt von syola (6. August 2018 um 21:02)

  • Habe das Sporthandbuch mal komplett angehängt, da lese ich dass für die Disziplin Standard Perkussionsdienstgewehr das Abzugsgewicht "begrenzt" ist.

    Standard Perkussionsdienstgewehr.JPG


    "Begrenztes Abzugsgewicht" wird im Handbuch definiert als Lösen des Hammers erst bei Belastung größer 2,5 Kg.

    Abzugswiderstand.JPG


    Lese ich da was falsch?
    Standard Perkussionsgewehr I+II sowie Freies Perkussionsgewehr haben "beliebiges Abzugsgewicht".

  • Dann wird das aber beim Stehend Freihand Schiessen, ( International Lamarmora, Militärisches Dienstgewehr 50m Stehend) eine Übungssache.
    Dann brauchst du das Schloss nur soweit überarbeiten zu lassen, das sich der Abzug Wiederstand erhöht. Stärkere Abzugstangenfeder.
    Wie ich schon geschrieben, bei Internationalen MLAIC Wettbewerben, Vorderlader WM und EM gibt es keine vorgeschriebene Abzugbeschränkung, das Gewehr darf nur nicht durch Erschütterung aus lösen.
    Ist auch bei anderen deutschen Veranstalltungen so, zB DSU und SPI so, DSB weiß ich nicht genau, aber die halten sich fast immer an die MLAIC Regeln.

  • Hallo, alles richtig beschrieben. Bei LM oder DM wir nur der Sicherheitsrat überprüft. Sollte man nicht einfach mal das Gewehr schießen und danach Fragen stellen? Ladedaten Geschoss usw. wurden ja eingestellt. Es führt ja sonst ins unendliche.

    UHG

  • Hallo Martin,

    willkommen von einem anderen Neueinsteiger. Du hast es halt gleich durchgezogen und eine Württemberger angeschaft. Ich habe derzeit noch den Einstieg mit einer Tryon Creedmore (Pedersoli) in Angriff genommen. Deine Lernkurve mit der Württemberger darfst Du gerne teilen, da ich über kurz oder lang ebenfalls beim Dienstgewehr zuschlagen werde - sobald ich etwas mehr Übung und auch den notwendigen Schwarzpulverschein mein Eigen nenne.
    Giessen habe ich ebenfalls angefangen, was ein weiterer Spass beim VL Schiessen ist (na zumindest für mich).

    Saludos

    "...mit Pulver und Blei: die Gedanken sind frei."

  • Hab das Schätzchen heute das erste mal zur Schießbahn ausgeführt und ich bin recht zufrieden!

    Die Geschosse habe ich noch nicht selbst gegossen, dazu bin ich noch nicht gekommen. Aber Artax hatte für die Waffe passende Minie-Geschosse (505 grain) im Angebot und da hab ich mir für die ersten Versuche zusammen mit dem ganzen anderen Kram den man so braucht auch 50 Stück bestellt.

    Hier mal die Scheibe von heute Abend, sitzend aufgelegt auf 50m:

    WV1857.jpg


    Die abgeklebten Löcher stammen vom Einschießen des Visiers, die Gruppe um die "6 Hoch" waren dann 5 Schuss ohne Änderung am Visier oder dem Haltepunkt (unterer Rand vom Schwarzen auf der Visierlinie aufsitzend). Bei den beiden dicht aneinander liegenden Löchern hat das Geschoss ein bereits abgeklebtes Loch wieder freigelegt.

    Geschossen habe ich mit dem Geschoss von Artax (505 Grain), Pulverladung waren jeweils 45 Grain Swiss Nr.2, Geschossfett ebenfalls von Artax. Die Geschosse wurden nicht vorher kalibriert und ich musste sie mit leichten Schlägen mit dem Gummihammer erstmal in den Lauf bringen. Dann konnte ich sie mit mäßig viel Kraft aufs Pulver schieben.

    Mal schauen wie sich selbst gegossene Geschosse laden lassen, das wird aber noch eine kleine Weile dauern. Die Kalibriermatrize von Pedersoli werd ich trotzdem noch bestellen.

    Aufgefallen ist sofort dass die Visierung für 50m nicht gedacht ist, noch weiter runter geht die Kimme nicht, sonst wird das Korn von der Visiermontage verdeckt. Zudem ist das hintere Visier durch einen unbedachten Griff an die Waffe sofort bis auf den Lauf runtergedrückt, das könnte man noch optimieren...


    Ach so, das Abzugsgewicht habe ich auch mal "grob" gemessen... mit nem Eimer Wasser auf der Küchenwaage und einer Drahtschlinge über das Abzugszüngel. Der Waage würde ich auf einige Gramm wohl vertrauen, der größere Fehler ist sicherlich die nicht exakt genaue Positionierung der Drahtschlinge mittig auf dem Abzugszüngel. Aber immerhin, im Rahmen meiner Messung komme ich auf rund 2500 Gramm Abzugsgewicht, das kommt ganz gut hin. Meine beiden Mauser-Repetierer landen beide bei rund 3000 Gramm, die Jägerbüchse meines Bruders nicht eingestochen ebenfalls etwa 3000 Gramm, eingestochen rund 500 Gramm Abzugsgewicht.


    Ich hatte jedenfalls richtig viel Spaß heute und einen super Abend auf der Schießbahn! :thumbup:

    Gruß aus dem wilden Westen! ...ähm, Westerwald :D
    Martin

  • Habe die Büchse eben zum Büchsenmacher (Hahn in Bendorf) gebracht um das Visier zu ändern.

    M1857_Kimme_2.jpg

    Er wird ein Gewinde in das Kimmenblatt gleich hinter der Achse schneiden um dann mit einer Madenschraube einen verstellbaren Anschlag nach unten auf den Visiersockel zu haben.


    M1857_Korn_2.jpg

    Um den Hochschuss zu korrigieren (~40cm auf 50m bei niedrigst möglicher Kimme) schneidet er eine Schwalbenschwanzmontage dort wo jetzt noch das originale Korn sitzt und fertigt ein in der Höhe passendes Korn an.

    Ich gehe mal davon aus dass diese Änderungen an der Visierung den "originalgetreuen Zustand" nicht beeinträchtigen, und falls doch dann ist es eben so... :whistling:

    Wird wohl eine, eher zwei Wochen dauern bis ich die Waffe zurückbekomme. Ich werde berichten.

    Gruß aus dem wilden Westen! ...ähm, Westerwald :D
    Martin

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