Büchsenmacher - gibt es sie noch?

  • Hallo Zusammen,

    dieser Post ist als Aufruf gedacht, eine Auflistung "echter Vorderlader Büchsenmacher" zu erstellen. Wohlgemerkt meine ich nicht diejenigen, die einen Lauf von X, ein Schloss von Y und einen Schaft von Z zusammenschrauben und "veredeln", sondern eine Waffe von A bis Z komplett selber herstellen! Es würde mich brennend interessieren, ob es heute noch Büchsenmacher gibt, die ihr Handwerk von der Berechnung, über die Laufherstellung (Tiefbohren und Ziehen), die Fertigung jedes Schlossteils, die Gravur bis zur Schäftung beherrschen und auch ausüben - Hier mal ein Beispiel mit Fotos und Videos (Bolek Maciaszczyk).

    Mit Pulver und Bley!

    whitesmoke

    H. L. Mencken: "For every complex problem there is an answer that is clear, simpel and wrong!" ::hahah::

  • In den 1840er bis 1870er Jahren gab es zB in der Schweiz nur einer der Stecher hergestellt hat, kein Büchsenmacher, sondern ein Uhrmacher ich besitze 9 Stecher für Schweizer Scheiben Büchsen, aber nur 2 Schweizer Scheiben Gewehre, die sind alle unter einander austauschbar, übrigens alle 5 fach übersetzt, wirkliche Uhrmacher arbeit.

  • Er kann den Lauf selber bohren..alle Teile selber herstellen.... :thumbup:

    ...Schmiede aber hat er keine.... :thumbup:

    http://khk-ferlach.com/

    lg leonardo


    Er KANN das, daran besteht kein Zweifel :thumbup:

    Aber tut er es auch in jedem Fall ::c.o.l) `?

    Ansonsten, WER ist bei den heutigen Preisen überhaupt bereit UND in der Lage, den dafür nötigen Preis zu zahlen ?



    Genau auf den Punkt gebracht :thumbup:

    Den guten Büchsenmacher, heute wie früher, zeichnet nicht aus, das er alles selbst macht, den guten Büchsenmacher zeichnet die Qualität des Produktes aus, das er dem Kunden abliefert und auch der dafür aufgerufene Preis, mit dem er dem Kunden durch Rationalisierung und Zukäufe unnötige Kosten, die durch das Selbermachen aller Teile entstünden, erspart.

    Ein gutes Ergebnis hat eben viele Facetten, das Selbermachen ist nur eine davon :rolleyes:

    Ich überlege noch, wie ich es besser zum Ausdruck bringen könnte, daß ich zwar mit vielen Leuten hier dasselbe Hobby teile -

    aber ganz sicher nicht die Meinungen und Sichtweisen zu anderen Dingen.

  • Moinsen,
    alles selber herstellen, incl. gezogenem Lauf finde ich heutzutage für unbezahlbar.

    Wenn man alleine bedenkt, was es für ein Aufwand ist, ein Schloss und den Stecher anzufertigen. Das will kein Kunde mehr bezahlen.
    Wenn es sein muss, mache ich, bis auf das Innenprofil des Laufes alles selber. Doch dann darf ich die Stunden nicht rechnen. Bei Restaurationen ist es meisten unumgänglich.
    Bei einer neu angefertigten Büchse greife ich beim Schloss, der Schaftkappe und dem Abzugbügel auf gegossenen Teile zurück.
    Dafür fertige ich den Schaft, Stecherabzug, Außenkontur des Laufes, die Schwanz.- oder Basbülenschraube, die Kleinteile, das Hakstück und die Visierung selber an.

    Zurzeit baue ich eine Steinschlossscheibenbüchse fürs Liegendschießen.
    Bei dieser sind die Zukaufteile: Das Innenleben vom Schloss, die gescheckerte Schaftkappe, der Laufrohling mit Innenkontur und der Abzugbügel als Ausgangsstück.

    Die Vissierteile (Korntunnel und Diopter), die Schaftkappe, Laufkeil und Gegenplatten werden ich nach der Anfertigung bunt Einsatzhärten, alle anderen Metallteile werden brauniert. Die Nussbaumbohle, aus der der Schaft gefertigt ist, habe ich mit einem Bekannten aus dem vor über 15 Jahren selbst gefällten Baum, hier in der Nähe, gesägt.

  • Ich schließe mich Eddie an.
    Keiner könnte das heute mehr bezahlen.

    Und ich denke dass man für seine Hände Arbeit nicht auf die dafür nötige Entlohnung verzichten sollte, nur weils beim Restaurieren oder Neubauen zu teuer wird.
    Frag doch den Kunden mal, ob er ein paar Stunden/Tege ohne Entlohung in seinem Job arbeiten würde.

    Ich finde auch das Anfertigen eines Laufs heute nicht mehr zeitgemäß.
    Ich bestelle 100x schneller einen Lauf von LW oder sonst einem Anbieter, als dass ich mir eine Ziehbank baue, die ich alle Schaltjahre mal benötige.

    Was ich damit sagen will, machbar ist sicherlich alles, das Wissen (zumindest theoretisch) wird ja vermittelt...

    ---------------
    Ike Godsey

    --- Just a grumpy old man with a gun ---

  • War es auch früher kaum. Egal, was als Signatur oben auf dem Lauf steht, der Lauf wurde oft fertig gekauft, z.B. aus der Schillingschmiede in Suhl. Die fertigten sehr hochwertige Läufe und verkauften sie an Büchsenmacher, die daraus dann Scheibenstutzen oder jagdliche Büchsen machten.
    Das unten stehende Schmiedezeichen zeigt, das der Lauf aus der Schilling-Schmiede stammt. Der lauf gehört zu einer um 1865 gefertigten Perkussions-Scheibenbüchse. Die hat ein bayerischer Büchsenmacher in einer kleinen Stadt an der Donau gefertigt und natürlich auf dem Lauf mit seinem Namen signiert.
    Schmiedemarke Schilling.jpg
    Die Büchse schießt heute noch genauso gut wie vor 150 Jahren. Allerdings war im laufe der Zeit die Kokille verloren gegangen; aber das Problem ließ sich lösen

  • Selbst die Altvorderen haben auf Qualität gesetzt, wenn man etwas besser hergestelltes, von höherer Qualität als man selber zu einem vernünftigem Preis mit vertretbarem Zeitaufwand fertigen konnte, nahm man dieses. Daraus entstanden dann die Spezialisten wie Laufhersteller, Schäfter, Messing- und Bronzegießer ... Der normale Büchsenmacher nahm die Masse des Kunden und der Waffe, kaufte sich die (Roh)Teile zu, fertigte Kleinteile....
    Daneben gab es dann noch HochSpezialisten wie Intarsienleger, die z.B. für hochherrschaftliche Rüstkammern die Prunkwaffen mit Elfenbein und Muschelintarsien verschönerten.

    Erik - the master of desaster
    Gott hat den Menschen erschaffen, weil er vom Affen enttäuscht war. Danach hat er auf weitere Experimente verzichtet (Samuel Langhorne Clemens)

    Hab von nix eine Ahnung, aber davon besonders viel!

  • Oh je, mein Anliegen ist NICHT über Sinn oder Unsinn zu diskutieren, oder ob es bezahlbar in der Bedeutung von wirtschaftlich ist, einen Vorderlader komplett aus einer Hand herzustellen! Ich möchte auch nicht diejenigen herabsetzen, die es nicht machen oder können.

    Ihr habt natürlich Recht, dass es bei den meisten heute auf Schießständen üblichen Knallstöcken genügend Auswahl guter Teile auf dem Markt gibt, welche man verwenden kann, um eine ansprechende, wertige Replik herzustellen. Leider gibt es jedoch diverse Vorbilder, für die es praktisch absolut nichts aus dem Regal gibt.

    Ob wir es uns leisten können bzw. wollen, ist auch nicht von Bedeutung (Armut ist keine Schande). Und es gibt, auch wenn ihr es nicht glaubt, einen Markt dafür. Eine ehemalige Kommilitonin ist Maklerin für Luxusartikel. Sie hat einige Kunden, die 6-stellige Summen für solches Spielzeug, wie sie es nennt, ausgeben. Wenn sie von den Vermittlungsgebühren leben kann, sollte es ein Büchser auch können ...

    Gruß!
    whitesmoke

    H. L. Mencken: "For every complex problem there is an answer that is clear, simpel and wrong!" ::hahah::

  • ... Ansonsten, WER ist bei den heutigen Preisen überhaupt bereit UND in der Lage, den dafür nötigen Preis zu zahlen ?

    ...den guten Büchsenmacher zeichnet die Qualität des Produktes aus, das er dem Kunden abliefert und auch der dafür aufgerufene Preis, mit dem er dem Kunden durch Rationalisierung und Zukäufe unnötige Kosten, die durch das Selbermachen aller Teile entstünden, erspart...

    ... selber herstellen, incl. gezogenem Lauf finde ich heutzutage für unbezahlbar.

    Wenn man alleine bedenkt, was es für ein Aufwand ist, ein Schloss und den Stecher anzufertigen. Das will kein Kunde mehr bezahlen....

    Ja, und es geht nicht nur darum, ob es jeand bezahlen kann oder will...

    Alles selber zu bauen hat für den einen oder anderen sicher seinen Reiz, vor Allem die, die aus Hobby so etwas komplett selber bauen.

    Wer sich beim Büma etwas kaufen will, dies sogar nach speziellen Wünschen bauen lässt, der will ja auch nicht ewig auf seine Waffe warten.
    Da ist die Verwendung vorgefertigter Teile, die ggf. nachgearbeitet und angepasst werden müssen, sicher eine gute Lösung.
    Der Büma kann seine Fähigkeiten im Detail wirken lassen, muss aber seine kostbare Zeit nicht damit verbringen, rohe Stücke zu fertigen...

    Kommt dem Kunden zugute, dass er schneller geliefert bekommt, nützt aber auch dem Büxer, der mehrere Kunden zeitnaher bedienen kann.

    Jens

    Ich teile hier mit Euch mein Wissen und vertrete meine Meinung.
    Mein Wissen kann Fehler enthalten, meine Meinung muss nicht der Euren entsprechen.
    Korrigiert meine Fehler mit Eurem Wissen. Gute Argumente können meine Meinung beeinflussen.
    Gel(i)ebtes Forum... so muss das sein!

  • Das ist ein guter Punkt Jens!

    Wenn ich da an unsere Werkstatt denke, da arbeit ein Vollzeit Büchsnemachermeister und ich als "Teilzeitkraft" (also ab und an mal) und ehrlich? WOr hätten gar keien Zeit dafür.

    Ich habe oft das Gefühl, dass es ausser uns keine BüMas mehr gibt... irgendwie.
    Die hier noch weit verbreitete "Kultur" der Zimmerstutzenschützen bringen uns zum Saisonbeginn ihre Stutzen zum durchsehen, reinigen, ggf. reparieren. Hinzu kommen die Schießbudenbesitzer aus fast ganz Bayern, sowie BW und Hessen - zeitenweise haben wir 300-500 dieser "Gewehre" zum überholen, etc. in der Werkstatt... ...dann kommen all die Jäger hier, die Schützen (wir haben ca. 200 Schützenvereine im Umkreis) und was sonst noch so anfällt...

    ....ich wüßte nicht wann man solch ein Projekt unterbringen könnte...

    ---------------
    Ike Godsey

    --- Just a grumpy old man with a gun ---

  • Klein macht es so....er fertigt die Schlösser selber....meines Wissens kauft er nur den Lauf dazu........
    lg leonardo

    Nur er selbst wird genau wissen, wie das abläuft. ::c.o.l)

    Für alle Anderen von praktischer Bedeutung sind seine Preise und die Frage, wie lange es von Auftrag bis Lieferung dauert ::RTFM:: .

    Als ich mich diesbezüglich mal umgehört habe, war mir klar, daß es zumindest für mich nichts ist :rolleyes:

    Ich überlege noch, wie ich es besser zum Ausdruck bringen könnte, daß ich zwar mit vielen Leuten hier dasselbe Hobby teile -

    aber ganz sicher nicht die Meinungen und Sichtweisen zu anderen Dingen.

  • Sie hat einige Kunden, die 6-stellige Summen für solches Spielzeug, wie sie es nennt, ausgeben. Wenn sie von den Vermittlungsgebühren leben kann, sollte es ein Büchser auch können ...

    Sicher sogar ein paar Büchser.
    Aber eben nicht jeder der in dem Beruf arbeitet kann sich auf diese Klientel spezialisieren und davon leben.

    Gott sei Dank gibt es auch noch (immer weniger werdende) ganz normale Handwerker in dem Beruf, die richten und reparieren, Kundendienst betreiben für normale Sachen und die übliche Kundschaft.

    Ist schon verdammt schwer, überhaupt noch so Einen in erreichbarer Nähe zu finden und bei der Entwicklung und den Zukunftsaussichten mit unserer Waffengesetzgebung wird das künftig noch schwerer werden.

    Da findest eher einen Wunderheiler in erreichbarer Nähe, als einen Büchsenmacher, der einen gebrochenen Schlabo reparieren kann

    :rolleyes:

    Ich überlege noch, wie ich es besser zum Ausdruck bringen könnte, daß ich zwar mit vielen Leuten hier dasselbe Hobby teile -

    aber ganz sicher nicht die Meinungen und Sichtweisen zu anderen Dingen.

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