Jagdgewehre

  • Moin ihr Schwarznasen :drink:


    Durch die Themen von Greenhorn, Schwarzen Mann uva. konnte ich mir die Nase an tollen Bildern von amerikanischen Rifles am Bildschirm platt drücken.
    Erstmal danke für das vermitteln von den vielen Hintergrundwissen (von allen Beteiligten) und für die platte Nase. :D

    Wie sieht die Entwicklung eigentlich bei den europäischen Waffen aus? Meine jetzt nicht die Militärwaffen sondern die privaten Waffen.
    Interessant sind für mich die Jagdflinten bzw. büchsen. Bei den Duellpistolen ist ja einiges bekannt durch ihre Nachbauten, dass selbe ist ja mit den Sportwaffen, oder gibt es da Waffen die nicht mehr so bekannt sind oder Nachgebaut werden (eigenes Thema???) .
    Zu den Jagdwaffen konnte ich jetzt weniger finden. Welche Epochen, Schulen und/oder Stile gibt es, wo sind die Unterschiede der einzelnen Regionen, Kaliber und die Geschossform.

    Ich vermute das die Waffen min. genauso eine Geschichte haben und interessant sind wie die, die hinter den großen Wasser liegen.

    Beste Grüße
    Silvio

    Es ist nicht immer richtig das richtige zu tun :shock:

  • Danke für die Antworten Greenhorn und Syola

    Der Hintergrund ist, dass ich auf den Stand vor einiger Zeit jemanden mit einen historischen Original gesehen habe.
    Die Waffe war eine schlichte Ausführung. Wenn ich mich noch richtig entsinne hatte diese Waffe einen Abzugsbügel aus Holz.
    Von der Machart her (grobe Richtung) sah sie aus, wie ein Zwitter aus einer bulligen halbgeschäftete Hawken und einer Jägerbüchse.
    Wenn mich nicht alles täuscht war es eine Waffe mit Perkussionsschloss.
    Mehr infos habe ich Leider nicht .


    ....
    Hierzulande herrschte ein strenges Gildenwesen. Wer dagegen verstieß, wurde hingerichtet. Zwar waren die Waffen signiert, aber die Signatur war jene des Chefs des (Familien-) Unternehmens, welches die Waffe aus zugekauften Teilen zusammengebaut hatte. Nicht weil man zu faul war eine ganze Waffe selbst zu bauen, sondern weil man nicht durfte. Die Branche war - wie andere auch - reglementiert. Läufe wurden vom Laufschmied hergestellt, Schlosse vom Schloss-Schmied, der nächste Handwerker erstellte Beschläge, der nächste wiederum Schaft-Rohlinge. Einer in der Kette hatte eben die Lizenz, das Ganze zusammenzubauen, der signierte die Waffe dann auch. Und verdiente als - z.B. "Kaiserlich/Königlicher Büchsenmacher" den Großteil des Geldes.
    Auch die amerikanischen Büchsenmacher haben nicht alles selbst gemacht. Läufe, Schlosse, etc. wurden häufig zugekauft. Aber man durfte - wenn man wollte - auch alles selbst machen. und tat das oft genug auch.

    Die Jagd war in Europa ein Privileg Adeliger. Gut, auch freie Bauern durften jagen, relevant aber waren Adelige....

    So gesehen ist es auch kein Wunder das es wenige Infos über die "normalen" Waffen gibt.
    Aber zählt das für Gesamteuropa oder nur für den deutschsprachigen Raum?


    @ syola. sieht aus wie eine originale Jägerbüchse (meine die die Pedersoli "nachbaut"), oder täusche ich mich da?

    Es ist nicht immer richtig das richtige zu tun :shock:

  • Hallo Silvio Halti, wenn Du was über Europäische Jagdwaffen wissen willst, besorge dir als erstes das Buch " Die Kuchenreuter und Ihre Zeitgenossen " von Dirk Götschmann ISBN 3-927529-70-2 hier sind nicht nur die Kuchenreuter beschrieben, da findes du die Namen von ca 200 Süddeutschen Büchsenmacher und ihren Wirkungs Ort.
    Ich besitze ca 40 Bücher mit meheren 100 Abbildungen deutscher Jagdwaffen vom Radschloss bis Perkussion, von ca 1560 bis 1870.
    Ich besitze ca selber nur 8 Jagdwaffen von der Zeit von 1750 bis 1860 darunter auch 2 Sauer Suhl ein mal Stein Schloss Datiert 1827 und einmal Perkussion von 1860.
    Ich habe aber einen Bekannten der besitzt ca 450 Europäische Zivilwaffen aus der oben genannten Zeit, davon ca 20 Radschloss Pistolen und 30 Radschloss Gewehre, Traumhafte Stücke.
    Ich muss Greenhorn, in einigen Punkten wiedersprechen, in der Zeit von 1700 bis ca 1820 haben die meisten Büchsenmacher Schlösser und Läufe fast alle selbst gemacht, auch wenn sich manchmal einige Büchsenmacher zusammen eine Laufschmiede und Ziehbank teilten, wie die Kuchenreuter. Ihre Ziehbank kann man übrigens im Deutschen Museum in München besichtigen.
    Die Serien Läufe aus Lüttich, Essen und Suhl waren überwiegend für den großen Bedarf der Militär Waffen bestimmt.
    Übrigens der Hölzener Abzugbügel, sogenannter Kapuziener Schaft genannt, beschränkt sich nicht auf den Süddeutschen und Tirolerraum, es gab ihn in ganz Deutschland in den Spanischen Niederlanden und auch in Frankreich.Er kam so um 1785 in Mode.

  • Und danke für deine guten Infos :drink:

    Es ist nicht immer richtig das richtige zu tun :shock:

  • Die Meister die solche Prunktwaffen bauten waren Künstler in Diensten von Adeligen und Hohe Kirchenfürsten, aber es gab eine viel größere Anzahl an Büchsenmacher, die neben her andere Schlosserarbeiten, wie die Herstellungen von Häuslichen oder Landwirtschlichem Gerät, ihr zu Brot verdienten,aber einfache Waffen für die Fürstlichen Bediensteten und freien Bürger herstellten. Auch hier bestand ein großer Bedarf, wenn man sich vor Augen hält, das schon 1586 bei einem 10 Tägigen Festschiessen in Regensburg über 6000 Schützen teilnahmen.
    Nach dem 30 Jährigen Krieg lebten die großen Fest Schiessen im ganzen Reich wieder auf, war also nicht so das kein großer Bedarf an gezogenen, genau schiessenden Büchsen im Land bestand.
    Ich möchte das an der Luxembourger Büchsenmacher Familie Schwarz auf zeigen, wo der erste Büchsenmacher 1678 nach gewiesen wird und die noch heute, durch Heirat unter dem Namen Raoul Cloos bis heute besteht.
    Die Büchsenmacher Schwarz waren neben bei auch Kesselhersteller und führten alle anderen Metallreperaturen aus, waren aber in der Hauptsache Büchsenmacher, die selbst ihre Läufe herstellten und das nur in einer Entfernung von 80 km zum Waffen Centrum, Lüttich.
    Man hatte so wie alle Büchsenmacher und Schlosser ein Schmiedefeuer und in nur 12 km befand sich im heute bekannten Müllertal in der kleinenLuxembourger Schweiz, 12 Mühlen auf 18 Km, eine Mühle, heute nur noch eine Flurbezeichnung, Bohrmühle hat, wo wahrscheinlich alle Luxemburger Schlosser aber wie aus alten Rechnungs Bücher ersichtlich auch die Familie Schwarz ihre Läufe bohren lies und ihre Ziehbank aus den 18 Jahrhundert gibt es heute noch. Wenn ein Stellmacher das Gestell lieferte dürfte für einen Büchsenmacher der Rest in 2-3 Tagen erledigt gewesen sein.
    Erst im 19. Jahrhundert ging die Fa Schwarz dazu über Teile in Lüttich einzukaufen und nur noch die Schäfte selbst her zustellen und dann alles zusammen zu Bauen.

  • Mit dem Zunftwesen, muss ich Dir recht geben, hinzu kam ja auch noch das nach dem 30 jährigen Krieg zB in Protestantischen Städten keine Katholische Handwerker keine Bürgerrechte erhalten konnten, also auch kein Handwerk aus üben konnte. Wahrscheinlich umgedret auch.
    Sehr deutlich wird das bei der Kuchenreuter Familie, das Stammhaus, des Johann Christoph, befand sich in Steinweg außerhalb von der Protestantischen Stadt Regensburg. Auch einer seiner Söhne der lies sich in Stadtamhof außer halb Regensburg nieder.
    Josef Kuchenreuter er war Büchsenschäfter hatte seinen Sitz in Regensburg, das bedarf einer Erläuterungen. In der Reichsstadt gab es einige Enklaven, die nicht der städtischen Obrigkeit unterstanden zB die Besitzungen der Bischöfe.Regensburg war ja ständiger Sitz des Reichstages. In dessen Mauern wohnten oder arbeiteten dann auch Katholiken.
    Josef lies sich im Anwesen der Bischöfe von Salzburg nieder und konnte so seinen Beruf auch in Regensburg ausüben.
    ( Soviel zu früher war alles besser )

  • Das ist ja interessanter als ich dachte.

    Zu den amerikanischen Waffen findet man mehr im deutschsprachigen Raum/Foren, als über die eigene europäische Waffengeschichte.
    Was nicht heißen soll, dass die amerikanische Geschichte uninteressant ist. Finde es nur Schade das die eigene kaum beachtet wird.

    syola:
    Wäre schön wenn du mir etwas über deine Waffen schreiben könntest (siehe Antwort 12).
    Gerne auch per persönliche Nachricht.
    Was mich noch brennend interessiert ist der passende Lesestoff.
    Das eine Buch ist schon gespeichert, hauptsächlich wäre ich an der Ära den jagdlichen eingesetzten Steinschloss bzw. Perkussionvorderlader interessiert

    Beste Grüße

    Es ist nicht immer richtig das richtige zu tun :shock:

  • Hallo Silvio, ich bin ein ganz schlechter Fotograf die meisten Bilder meiner Waffen sind von Bekannten gemacht.
    Ich versuche mal ein Bild von 3 Orig Waffen hoch zu laden, die ich im letzten Jahr bei einem Internationalen Vorderlader Schiessen mit hatte,auch deine Frage nach der Präzision kann ich sagen, das die Waffen nicht schlechter schiessen wie heutige Nachbauten.
    Es handelt sich hier um eine frazösiche Muskete 1777 ein Schweizer Perkussion Scheiben Gewehr von Paul Müller aus Chur ca 1850-1860 und ein Schweizer Steinschloss Scheiben Gewehr datier 1829 von einem unbekannten Schweizer Büchsenmacher.
    Mit dem Perkussion Gewehr habe ich schon ofter 96-97 Ringe, 13 Schussregel geschossen, das bedeutet die Waffen schiessen besser wie ich es kann.

  • Mit dem Zunftwesen, muss ich Dir recht geben,
    ( Soviel zu früher war alles besser )

    Die EU Regulationswut scheint mir aber ein durchaus geeigneter Nachfolger der damaligen Verhältnisse übertragen auf das jetzt und heute zu sein .........................

    Ich überlege noch, wie ich es besser zum Ausdruck bringen könnte, daß ich zwar mit vielen Leuten hier dasselbe Hobby teile -

    aber ganz sicher nicht die Meinungen und Sichtweisen zu anderen Dingen.

  • Zu den amerikanischen Waffen findet man mehr im deutschsprachigen Raum/Foren, als über die eigene europäische Waffengeschichte.
    Was nicht heißen soll, dass die amerikanische Geschichte uninteressant ist. Finde es nur Schade das die eigene kaum beachtet wird.

    Ja, so ist das leider.
    Bedauerlicherweise gilt das auch für den Bereich der industriellen Replika, die dem normalverdienenden Schützen eher zugänglich sind.
    Angefangen hat das Alles mit x Varianten von US Waffen, erst in den letzten Jahren kamen recht zögerlich auch europäische Modelle hinzu.

    Wie Greenhorn es schreibt: Alles hängt letztlich von Markt und Nachfrage ab.

    Ich überlege noch, wie ich es besser zum Ausdruck bringen könnte, daß ich zwar mit vielen Leuten hier dasselbe Hobby teile -

    aber ganz sicher nicht die Meinungen und Sichtweisen zu anderen Dingen.

  • Captain Cat und Werner, ihr habt recht mit dem was ihr schreibt.

    Was ich eigentlich meine ist, dass es im deutschsprachigen www kaum was gibt. Wahrscheinlich sind da die Amis wieder weiter.
    Deshalb dieses Thema, damit wir vielleicht was anstupsen können.
    Wenn jeder sein Wissen was er aus alten Büchern hat oder wie es syola gemacht hat, Tipps gibt wo was steht, nach welchen Buch man ausschau halten kann.
    Also Buchempfehlungen, Links usw. postet, dann könnte man doch eine Anlaufstelle (das Forum an sich) für Interessierte werden.
    Einer muss ja damit anfangen, warum nicht wir. :think:

    Es ist nicht immer richtig das richtige zu tun :shock:

  • ...Wäre Deutschland so liberal gewesen, hätte es die fast schon Massenflucht in die Neue Welt nicht gegeben, ...


    Ich bezweifle keinen Augenblick, dass diese Leute das nötige Wissen und können hatten, vollständige Waffen zu bauen. Nach meinem Wissen durften das die Meisten nicht - auch in Deutschland nicht.

    Heftigen Widerspruch. Die Auswanderungswellen haben wirklich nur in Einzelfällen mit dem Zunftzwang zu tun gehabt, dafür aber viel mit den Kriegen und der damaligen Art der Kriegsführung. Und auch mit der allgemeinen Verelendung weiter Landstriche wegen Mißernten, oder um der Erbuntertänigkeit zu entgehen oder weil man sich zu einer Religion bekannte, die der Obrigkeit nicht passte. Schau mal auf die Geschichte der Pfalz (und die ausgewanderten Pfälzer Büchsenmacher, die dann in Neuengland recht erfolgreich waren), oder nimm die Amishen, die Mennoniten oder nimm (als Beispiel für Binnenwanderungen) die Hugenotten und vorher die Salzburger. Oder die Auswanderung in Mecklenburg, als manchmal ganze Dörfer gemeinschaftlich auswanderten.

    Ansonsten: Fahr mal nach Suhl oder Zella Mehlis und schau Dir die dort in den Museen ausgestellten Büchsenmacherwerkstätten an. Laufziehbänke hatte auch der kleinste Büchsenmacher stehen. Und wenn ein Büchsenmacher Meister werden wollte, musste er seine Meisterstücke in der Regel komplett selbst herstellen. Dabei war vorgegeben, was vorgelegt werden musste.
    Fertige Läufe, die der Büchsenmacher dann nur noch zurichten und einpassen musste, gab es in größeren Mengen erst nach 1850/60, als z.B in Suhl die Schilling-Schmiede in Betrieb ging.
    Das es bei der Fertigung von Militärwaffen anders zuging als bei der Fertigung von Zivilwaffen ist dabei unbestritten.

  • Da möcht ich noch beitragen, dass es nicht nur die Büchsen für die "besseren Leute" gegeben hat, sondern auch die Waffen für die Schützen. Sehr funktionelle Scheibengewehre, wie so etwas beispielsweise.


    sogenannter Bristlen Morges Nachbau eines Scheibengewehrs.

    Aber bis in die 1840er Jahre wurden auch noch einfache Steinschloßmusketen für den zivilen Markt gebaut, so wie diese originale Waffe vom Münchener Gewerbeverein. Kal. etwa .69, im Stil eines Mousqueton de Cavalerie, Lauf mit flachen Zügen. Es wurde für einen Auswanderer aus der Gegend von Ulm gebaut, der nach Südchile ging. Offenbar wollte der sich nicht auf so neumodisches Zeugs mit Perkussionsschloss und Zündhütchen verlassen.


    IMG_0473 (10).jpgIMG_0426.jpgIMG_0427.jpgIMG_0428 (7).jpgIMG_0431.jpgIMG_0432.jpg

    Es gab also nicht nur die adeligen Prunkwaffen, sondern auch die für die Schützen und Bürger. Und auch die Berufsjäger hatten Gebrauchswaffen, die das Vorbild für die Jaeger-Rifles in Pennsylvania waren.
    Wenn man es so sehen will, sind die Longrifles Weiterentwicklungen der Jägerbüchsen aus dem deutschen, österreichischen und schweizer Gebiet.

    ---------------
    In meinen Beiträgen verwende ich bewusst Satire, Ironie, Sarkasmus und Übertreibungen, um zu verdeutlichen. Auch ohne Kennzeichnung dieser Stilelemente sollte sich der Leser dessen bewusst sein.

    Meine Finger sind einfach nicht für eine Wischtelefontastatur geeignet :(

  • Da möcht ich noch beitragen, dass es nicht nur die Büchsen für die "besseren Leute" gegeben hat, sondern auch die Waffen für die Schützen. Sehr funktionelle Scheibengewehre, ...

    Und das nicht nur in der Schweiz. Allerdings war die soziale Zusammensetzung der Schützenvereine/Schützengilden damals völlig anders als heute. Die Mitglieder solcher Gilden bzw. Vereine gehörten durchaus zu den "besseren Leuten". Arme Leute hätten sich die finanziellen Belastungen, die mit der Mitgliedschaft verbunden waren (und damit meine ich nicht nur die Kosten einer Waffe), nicht leisten können.

Jetzt mitmachen!

Sie haben noch kein Benutzerkonto auf unserer Seite? Registrieren Sie sich kostenlos und nehmen Sie an unserer Community teil!