Um Blei freies Schrot zu laden muss man einige Dinge beachten die man so sonst bei Bleischrot nicht hat.
Zunächst allgemein sind die meisten Blei freien Schrote aus Materialien die weniger Dicht sind bzw. bei gleicher Korngröße deutlich leichter sind als Blei. Damit nimmt die Wirkung und die effektive Reichweite der Schrotladung ab. Selbst wenn man zur Kompensation die Korngröße erhöht damit das Einzelschrotkorn wieder ein ähnliches Gewicht wie bei Bleischrot bekommt und längere Magnumpatronen, wo eine größere Vorlage rein passt verwendet um eine ausreichende Deckung bzw. eine ähnliche Anzahl an Schrotkörnern trotz gröberen Schrot zu erhalten so bleibt die effektive Reichweite geringer, da die größeren ähnliche schweren Schrote natürlich durch den ebenfalls größeren Luftwiederstand schneller abgebremst werden als die gleich schweren aber kleineren Bleischrote.
Dann sind die meisten Blei freien Schrote wie Stahl bzw. Weicheisenschrot deutlich härter als Bleischrot. Das hat mehrere Folgen.
Innenbalistisch muss der Schrotlauf vor den harten Eisenschroten geschützt werden. Wir brauchen also spezielle Schrotbecher, welche relativ dickwandig sind und bei Druck weich werden und nicht federn sowie welche die komplette Schrotladung ohne Laufwandungskontakt aufnehmen, damit wird dann neben der abrasiven Wirkung von harten Schroten auf den Flintenlauf auch der sogenannte Billiardeffekt gedämpft der sonst die Schrote von der Wandung prallen lassen würde. Doch das ist nur die erste Sache dann kommt der Choke. Harte Blei freie Schrote können normale Chokes auf Dauer aufbauchen dehnen bzw. beschädigen. Diese sollten also erstens wie ein Magnumlauf auch generell dickere Wandstärken aufweisen, zweitens nicht ganz so stark verengen und drittens die Verengung mit einem kleinerem Winkel über eine längere Strecke aufbauen. Wenn man eine moderne Flinte mit Stahlschrotbeschuss hat und die Chokes vom Hersteller zur Verwendung mit Stahlschrot gekennzeichnet sind sollte das alles passen.
Außenballistisch ist bei hartem Blei freien Schrot dann noch die deutlich verstärkte Abprallneigung zu nennen welche die Umlandgefährdung erhöht. Schießt man als Jäger im Wald z.B. mit Stahlschrot dann sollte man sich selbst als Schütze dringend überlegen eine Schutzbrille aufzusetzen! Je weicher das Metall der Schrote ist, je mehr Energie geht beim Abprall durch Verformung verloren und je geringer sind auch die Abprallwinkel und umgekehrt!
Sucht man nun Ladedaten für die Flinte findet man häufig insbesondere bei Blei freien Ladungen nur viel US-Datenmaterial. Dabei ist es nützlich zu wissen dass sich die erlaubten Gasdrücke nach SAAMI und CIP grundlegend unterscheiden. Alte Angaben in LUP bringen einem reichlich wenig, da aufgrund der alten Messmethode so gut wie nicht vergleichbar! Moderne Angaben in PSI und Bar kann man schon einfach umrechnen, obwohl die Messmethoden nicht unbedingt gleich sind, so sind die Werte zumindest weitgehend vergleichbar.
Maximaler Gasdruck nach SAAMI.
SAAMI 12/70 und 12/76 beide max 11500 PSI = max 792 Bar
SAAMI 12/89 max 14000PSI = max 965 Bar
Maximaler Gasdruck nach CIP.
CIP 12/70 max 740 Bar, verstärkter Beschuss 12/70 max 1050 Bar
CIP 12/76 max 1050 Bar
CIP 12/89 max 1050 Bar
Bei Bleischrotladungen liegt man i.d.R. sehr weit unter dem erlaubten Gasdruck da bei höherem Druck sehr häufig die gleichmäßige Deckung verloren geht.
Bei vielen Blei freien Ladungen insbesondere bei Schrotmaterialien mit geringerer Dichte liegt der Gasdruck häufig relativ hoch, allein schon weil die Schrote mehr Raum in der Hülse einnehmen und so z.B. viele Stahlschrotbecher nur einen sehr kleinen bis keinen Kompressionsbereich haben der den Gasdruck sonst bei Bleischrotladungen trotz ausreichend Energie senkt.
Betrachten wir die verschiedenen Materialien bzw. Legierungen mal einzeln welche für Schrot Verwendung finden:
Bleischrot: Je nach Legierung Oberflächenbehandlung und oder Beschichtung Dichte 10,9 bis 11,3g/cm3, Härte 15 bis 25 Vickers HV, Deckung i.d.R. gleichmäßig verteilt, Preis günstig
Wismut- oder Bismuthschrot: Dichte ca. 9,0 bis 9,6g/cm3 (Wismut muss stärker mit Zinn legiert sein sonst zerstäubt das kristaline und spröde Metall beim Auftreffen, was aber auch dann nicht ganz zu beseitigen ist), Härte ca. 20 Vickers HV, Deckung i.d.R. gleichmäßig verteilt, Preis sehr teuer
Zinnschrot: Dichte ca. 7,3g/cm3 (muss wegen Zinnpestgefahr legiert werden), Härte ca. 15 Vickers HV, Deckung i.d.R. gleichmäßig verteilt, Preis recht teuer
Zinkschrot: Dichte ca. 7,14g/cm3, Härte ca. 30 Vickers HV, Deckung eher ungleichmäßiger, Preis einiger maßen günstig
Stahlschrot (Weicheisen sehr rein mit möglichst geringem Kohlenstoffanteil): Dichte 7,86g/cm3, nach CIP kleiner gleich 100 Vickers HV, Deckung mehr zur Mitte hin verdichtend, Preis günstig
Vollkupferschrot (Weichkupfer): Dichte ca. 8,93g/cm3, kleiner gleich 50 Vickers HV, Deckung i.d.R. gleichmäßig verteilt, Preis teuer
Hevi Shot (Wolfram-Eisen-Nickel-Legierung): Dichte: 14,5g/cm3, Härte 260 Vickers HV, Deckung zur Mitte hin verdichtend (früher durch noch häufiger unrunde Hevi-Schrote ungleichmäßiger als heute), Preis recht teuer
Sphero-Tungsten (Sintermaterial aus Wolfram-Eisen-Kupfer-Nickel): Dichte 12,0g/cm3, kleiner gleich 200 Vickers HV, mehr zur Mitte hin verdichtend, Preis sehr teuer
Polyester-Tungsten-Matrix-Schrot (Innen Sphero-Tungsten ummantelt von Polyester: Dichte 10,8g/cm3, Härte außen Polyester 8 und innen Sphero-Tungsten 200 Vickers HV, Deckung ?, Preis ?