Frage zur Bunthärtung

  • Hallo


    Ist sicherlich keine typische Vorderderlader Frage, betrifft aber in meinem Fall einen Perkussionsrevolver.
    Bei besagtem Revolver sind seitlich am Hahn Abschabungen der Bunthärtung vorhanden,da dieser wohl nicht genau
    mittig im Rahmen sitzt. Kann man eine solche Bunthärtung durch eine weitere Behandlung wieder neu auf das Metall aufbringen oder
    ist dies nicht mehr möglich ??

    Viele Grüsse

    Peter

  • Es gibt, gab? in Mönchengladbach, eine Firma die Bunthärtungen machte, die haben mir mal ein Gehäuse einer 1873 Winchester buntgehärtet, das ist aber schon eine ewigkeit her und war nicht ganz billig. Leider finde ich die Adresse nicht mehr.

    alli

  • Abschleifen/polieren und neu bunthärten...sagt sich natürlich erheblich einfacher als es ist.
    Die blanken Stahlteile packt man in eine stählerne Box, gefüllt mit Lederkohle und Hornspäne, dann wird's entsprechend erhitzt, egal ob Kohleesse oder Elektroofen und dann alles zum abschrecken in Wasser gekippt...soweit die Theorie... ;)

    Die praktische Umsetzung ist hohe Kunst!

    Mittels eines kleinen Gasbrenners bekommst du auch bunte Flecken drauf, die lassen sich allerdings fast mit'm Finger wieder abwischen.

  • Abschleifen/polieren und neu bunthärten...sagt sich natürlich erheblich einfacher als es ist.
    Die blanken Stahlteile packt man in eine stählerne Box, gefüllt mit Lederkohle und Hornspäne, dann wird's entsprechend erhitzt, egal ob Kohleesse oder…


    Und wenn man es so machen würde bricht der Hahn beim ersten oder zweiten abschlagen, weil er weder angelassen wurde, noch die Härtung herausgenommen wurde.
    Ich würde solche Tipps nur geben wenn ich Ahnung von der Materie hätte.
    Ich kann Batterien härten und ganze, gut fuktionierende Steinschlösser bauen, aber was ich nicht kann überlasse ich Leuten die Ahnung davon haben.

    alli

  • Peter,

    es kommt drauf an, welche Waffe es ist - kein Witz!
    Nimm einen Uberti (als Beispiel) so wird hier das "Bunt" chemisch erzeugt.
    Bei einem COLT ist die Bunthärtung "echt".
    Sehen tut man das an den Farben. Die vom COLT sind "richtig" herum und die von der Chemie sind "falsch" herum - klingt blöde, stimmt aber.

    Eine Nachfärbung kann man so einfach nicht machen. Das muss ein Fachmann machen, ist sehr aufwendig und sau teuer. Peter Dyson in England wäre meine erste Wahl für solche Arbeiten. Er hat mir mal einen 1848er COLT neu gehärtet - eine unschlagbare Arbeit. Kostete vor 25 Jahren 300 britische Pfund. :wacko:
    Heute mit den ganzen Ein- und Ausfuhrbestimmungen ::RTFM:: wirds wohl unmöglich sowas nochmal zu machen, vor allem wirds noch teurer werden.

    Mein Rat: Leb mit den Kratzern.

    Diese Härtung ist ja eigentlich nur eine Oberflächenhärte und hat den Zweck, das Material nicht hart sondern zäh zu machen.

    Im Anhang sind 3 Beispiele für echte Bunthärtung und das 3. Bild (-rm-conv-06.jpg) ist eine "falsche".

  • Hier noch ein paar Beispiele der chemischen Färbung...

  • Hallo Ike,

    sehr interessant! Wieder was gelernt.
    Wenn ich mir meine italienischen und spanischen Nachbauten so ansehe, nuss ich wohl davon ausgehen, dass die allesamt "chemisch gehärtet" wurden, das heißt, die Anlauffarben wurden chemisch erzeugt.

    Wie macht man das eigentlich. Welche chemische Reaktion liegt dem zugrunde?
    Sond die chemisch erzeugten Anlassfarben auch rosthemmend?

    Gruss
    Schwarzer Mann


    Wenn man die chemische Härtung selbst machen koennte, koennte man ja Schrauben mit dieser Methode richtig färben. Wobei eine weitere Schwierigkeit darin bestünde, überhaupt gute, nicht vernickelte Eisenschrauben zu bekommen. Selbst der Eisenwarenhändler vor Ort klagt mittlerweile, dass man kaum noch gute Qualität bekäme. Alles minderwertige Ware aus China bei einem Zraditionshersteller in Deutschland umverpackt und damit zu Made in Germany gemacht.

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    In meinen Beiträgen verwende ich bewusst Satire, Ironie, Sarkasmus und Übertreibungen, um zu verdeutlichen. Auch ohne Kennzeichnung dieser Stilelemente sollte sich der Leser dessen bewusst sein.

    Meine Finger sind einfach nicht für eine Wischtelefontastatur geeignet :(

  • Hallo

    hier wirbt ein Büchsenmacher damit, dass in seiner Werkstatt die Bunthärtung gemacht würde

    http://www.tobi-greener.de/leistungen/einsatzhaerten.html


    Tobias Nisse e.K.
    Hinterstrasse 7
    59964 Medebach

    Telefon +49 (0) 2982 9219667

    info@tobi-greener.de

    Hier noch eine Diss, in der auch auf das Bunthaerten eingegangen wird: http://www.gbv.de/dms/ilmenau/toc/629752591.PDF

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    In meinen Beiträgen verwende ich bewusst Satire, Ironie, Sarkasmus und Übertreibungen, um zu verdeutlichen. Auch ohne Kennzeichnung dieser Stilelemente sollte sich der Leser dessen bewusst sein.

    Meine Finger sind einfach nicht für eine Wischtelefontastatur geeignet :(

  • Ike, es wäre für meinen Uberti Walker gewesen,wo also die Bunthärtung chemisch aufgebracht ist.
    Bei meinem Walker aus der Colt Fertigung sitzt der Hahn korrekt mittig und schleift daher nicht.

    Du hast schon Recht, man kann auch mit diesen Abschabungen leben........oder evtl. irgendwann mal einen ganz anderen
    Hahn besorgen, ich weiss es nicht verbindlich, könnte mir aber vorstellen,dass ein anderer Hahn evtl. sogar günstiger ist,als
    den vorhandenen neu zu überarbeiten.

    Viele Grüsse

    Peter

  • Das kann gut sein Peter.
    Was man - wenn mans mag - auch überlegen kann, wäre dem Walker ein komplettes "aged finish" angedeihen zu lassen. Sieht, wenns gut gemacht ist, auch gut aus und tut dem "Wert" des Ubertis keinen Abbruch, zumal das Finish des Uberti Walkers eh nicht mit dem Original übereinstimmt.

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    Ike Godsey

    --- Just a grumpy old man with a gun ---

  • Ja, aber das meinte ich nicht.
    Ursprünglich - also in 1847 als der Walker das Non-Plus-Ultra war - waren die Trommeln dieser Kanone blank, nicht brüniert! Wenn man also einen Walker hat den man "orginalisieren" will, sollte man dort anfangen.

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    Ike Godsey

    --- Just a grumpy old man with a gun ---

  • Nun, vielleicht noch dies zur Erläuterung:

    Wie bekannt ging im Jahr 1842 die Fabrik Colts pleite, und als Jack “Coffey” Hays und 14 Ranger die mit je 2 Paterson Colts bewaffnet waren 1844 80 Comanchen in die Flucht schlugen, erinnerte sich kaum jemand in den U.S.A. an Samuel Colt - bis auf einen Captain der U.S. Dragoons, Samuel H. Walker, der bereits 1840 schrieb:

    Zitat

    "Ich hatte in Florida während der Vorhutgefechte gegen die Seminolen erlebt, welch eine Wirkung die neuen Revolverpistolen und Gewehre hatten. Das weniger wegen der Treffsicherheit, die gar nicht so überwältigend war, eher im Gegenteil, als vielmehr durch die Tatsache, dass man ein Gewehr achtmal und eine Revolverpistole fünfmal hintereinander abschießen konnte, ohne zu laden. Die Rothäute waren regelrecht erschlagen, als wir praktisch schossen, ohne aufzuhören. Wenn ich nur erfahren könnte, wer dieser geheimnisvolle Mister Colt ist, der diese Wunderwaffen gemacht hat. Aber das werde ich schon noch herauskriegen. Ich habe auch schon eine Idee, wie man seine Pistole so verbessern könnte, dass sie weiter und sicherer schießt und vor allem, dass man die Zylinder rascher laden und auswechseln kann. Jedenfalls werde ich die Admiralität der Texas Navy beschwören. Colts Waffen zu kaufen, und zwar so viele davon wie nur irgend möglich. " CAPT. Samuel H. WALKER, BATON ROUGE, 1840

    Die Mitwirkung Captain Walkers an der Entwickling des Whitneyville Walker Revolvers ist dem Leser wahrscheinlich wohl bekannt und soll hier nicht weiter erörtert werden.

    1846 kam es zum Krieg gegen Mexiko. Die Rangers wurden bei den regulären U.S. Streitkräften als Scouts eingesetzt und kämpften als eine Art Milizeinheit, manche fast schon als Guerillas.

    1847 erhielten die Rangers Colt’s neuesten Revolver, den Walker - mehr Kanone als Faustfeuerwaffe mit einem Gewicht von knapp 6(!) Pfund, einem Kaliber .44 und einer 6schuß Trommel. Diese Waffe war ursprünglich nicht als Gürtelholsterwaffe gedacht, sondern wurde konstruiert, um im Sattelholster geführt zu werden.
    Die Rangers hingegen machten regen Gebrauch von Gürtelholstern, und dies nicht nur für Pistolen, oder den Paterson, sondern auch für den Walker. Die Ranger erhielten 232 Walker Revolver, was den Paterson aber nicht zum “alten Eisen” machte, im Gegenteil - der Walker ergänzte lediglich das Sammelsurium an ein - und mehrschüssigen Pistolen, Paterson Revolvern Schrotflinten und Büchsen.

    Colt lieferte 1000 dieser Ungetüme an die U.S. Dragoons, wovon wie bereits erwähnt eine Anzahl an die Rangers gingen. Diese Waffen wurden bereits im Colt Werk zur jeweiligen Dragoon Kompanie eingeteilt. Alle Waffen erhielten auf der linke Seite des Laufansatzes und des Rahmens den Stempel “Company D No. 123”, oder “Company A No. 96”, je nach dem, welche Kompanie die Waffe erhalten sollte.

    Nun, bei der Herstellung dieser Revolver wurden vier verschiedene Typen gefertigt. Die Unterschiede beziehen sich alle auf die Arretierung der Ladepresse unter dem Lauf. Ich werde versuchen die vier Typen hier etwas näher zu beschreiben:
    Typ 1: Die Ladepresse wird mittels einer Feder, welche direkt nach dem Laufansatz in einem Schwalbenschwanz gelagert ist, gehalten.

    Typ 2: Die Ladepresse wird ebenfalls mittels einer Feder (ähnlich wie Typ 1) gehalten, jedoch ist diese Feder in Nähe der Laufmündung angebracht, durch die Handhabe der Ladepresse führt eine Bohrung in welche die Feder eingreift.

    Typ 3: Die Ladepresse wird mittels eines Gegenlagers an der Laufmündung (oder in deren Nähe) gehalten, ein senkrechter Keil greift in das Gegenlager = Befestigung wie beim 1. & 2. Modell Dragoon Revolver.

    Typ 4: Die Ladepresse entspricht in Form und Funktion dem des späteren M 1851 Navy Revolvers. (Dies ist nicht weiter verwunderlich, wenn man weiß, dass der 1851er Navy bereits 1847 konstruiert wurde, was Colt’s Zeichnungen des Navy belegen.)

    Weniger bekannt ist die Tatsache, dass von den 1000 Walker Colts während des Einsatzes bei den Dragoons und den Rangern in Mexiko ca. 280 Waffen beschädigt bzw. gesprengt wurden. Colt mußte diese Waffen ersetzen, und lieferte auch entsprechende Waffen, jedoch keine Walker!
    Die Waffen die Colt als Ersatz lieferte sind heute unter dem Begriff “Transition Walker” bekannt. Ein Vorläufer des Dragoon Revolvers, mit 7,5 Zoll Lauf, kürzerem Rahmen und gekürzter Trommel. Einige dieser “Transitions” hatten bereits Trommeln aus neuer Produktion, einige andere waren mit Trommeln des Walker Revolvers ausgestattet, welche einfach von vorne her abgedreht wurden um in den kürzeren Rahmen zu passen. Dies wird durch einige der existierenden “Transitions” belegt, deren Trommelgravur am oberen Ende bis zum Trommelende hinreicht.

    Ein Wort zu den Trommeln an sich: Es ist bis heute nicht klar warum dies so war, jedoch waren die Trommeln der Walker, Transition Walker und der frühen Modelle des 1. Modell Dragoon zwar graviert, jedoch sonst blank belassen.

    Samuel Colt war ja bekanntlich ein sehr findiger Geschäftsmann, er lieferte nicht nur die Waffen zu den Dragoons, sondern auch das Zubehör, wie Kugelzangen, Pulverflaschen etc. Nun, Colt stellte selbst Flaschen und Zangen her, kaufte sie aber auch von Fremdherstellern. Heute ist es sehr schwer nachzuweisen, welche Flasche oder Zange tatsächlich im Colt-Werk entstanden ist und welche nicht, da alle Flaschen und Zangen die Aufschrift “COLT’S PATENT” tragen. Sam Colt kaufte die meisten Flaschen von einem Zulieferer Namens John Matthewmann, der nach dem Ende der Paterson Ära Flaschen und Zangen an Colt lieferte (also auch für den Walker).

    Die Walker-Zange: Sie ist - wie bei allen Kugelzangen der coltschen Produktion üblich - am vorderen Ende scharniert. Sie bestand aus Eisen, und verfügte über einen Guß-Abschneider, welcher mit einem seltsam nach oben gebogenen Griff ausgestattet war. Die Zange hatte keine Holzgriffe. Und noch etwas Neues: Die Zange für den Walker war zum gießen für eine Spitzkugel eingerichtet. Dieses Geschoß hatte keine Fettrille. Dies ist deshalb so interessant, weil der Paterson ausschließlich für Rundkugeln eingerichtet war, und nach der “Walker Ära” erst die Fettrillen in die Spitzgeschosse kamen. Auch gab es erst nach der “Walker Ära” Zangen für je ein Rund- und ein Spitzgeschoß.

    Wie auch immer, Colt lieferte zu je 10 Revolvern eine Zange, was bei 1000 Revolvern 100 Zangen ausmacht. Interessant ist die Tatsache, daß die U.S. Regierung bei Colt für je 50 Revolver eine 6fach Zange bestellte. Colt lieferte also zuzüglich noch 50 6fach Zangen für Spitzgeschosse ohne Fettrille.

    Die Walker-Flasche: Diese Pulverflasche hatte an der Seite zwei dreieckige Bügel, die zum Anbringen eines Riemens gedacht war, so das die Flasche “kopfüber” - also mit dem Verschluß nach unten - an den Riemen hing, es wurden aber keine Riemen geliefert! Die Flasche zum Walker hatte eine integrierte Röhre, welche 6 Spitzgeschosse aufnahm. Diese Röhre wurde mittels eine drehbaren Klappe verschlossen, auf der “COLT’S PATENT” gestempelt war. Es wurden 500 Flaschen zu den 1000 Revolvern geliefert.

    Die Lieferung der 1000 Walker, 500 Pulverflaschen und 100 einfach, sowie 20 6fach Kugelzangen, wurden von Colt am 06. Juli 1847 an die U.S. Dragoons verschickt.

    Sonstiges: Colt lieferte ja bekanntlich Ersatz für die explodierten Walker Revolver, aber keine Walker, sondern den sog. “Transiton Walker”. Zu diesen Revolvern gehörten Eisenzangen, die für je eine Rundkugel und eine Spitzkugel ohne Fettrille eingerichtet waren.

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    Ike Godsey

    --- Just a grumpy old man with a gun ---

  • Super, dass ist ein sehr lehrreicher und vor allem interessanter Bericht von Dir :thumbup::thumbup:
    Ich kannte zwar diese Geschichte, aber, nicht so im Detail,wie Du sie hier beschreibst.
    Dabei fällt mir gerade ein, gibt es eigentlich gute und vor allem auch richtiges Buchmaterial zum Thema Colt,was
    dann in Deutscher Sprache gehalten wurde ???
    Ich komme mit dem englischen zwar einigermasen zurecht,aber in deutsch wäre es leichter und einfacher für mich.

    Viele Grüsse

    Peter

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